Im Erlet 2, 85077 Manching
In der Nähe des Ringwalles von Manching die Entwicklung des eisenzeitlich-keltischen Oppidums der Laténe-Kultur (jüngere Eisenzeit, ca. 5.Jh. bis 1.Jh. v. Chr.) und des römischen Kastells in Oberstimm präsentierendes Museum.
Geschichte
Die keltische Siedlung im heutigen Manching entstand im 3.Jh. v. Chr. am Schnittpunkt zweier Handelswege am südlichen Ufer der Donau.
Nachdem sich die Siedlungsfläche vervielfacht hatte, besaß die ab der zweiten Hälfte des 2.Jhs. v. Chr. von einer Ringmauer (zunächst in der im westlichen Latènekreis verbreiteten Technik des Murus Gallicus mit horizontalem Balkenwerk, Erdrampe und vorgelagerter Blendmauer gehalten, dann in der Form der im östlichen Latènekreis üblichen Pfostenschlitzmauer mit hölzernen Pfosten in den Schlitzen der bruchsteinernen Blendmauern) mit (Zangen)Toren umschlossene stadtartige Großsiedlung eine Fläche von 380ha. Sie diente als Stammessitz (der Vindeliker?) sowie als zentraler Ort für Landwirtschaft und Viehzucht, Handwerk, wirtschaftliche Produktion und Nah- und Fernhandel. Zudem verfügte das Oppidum über ein eigenes Münzsystem mit einer Kleingeldwährung als Kern. Die wichtigsten handwerklichen Bereiche dieses bedeutendsten Handels- und Wirtschaftszentrums der Spätlatènezeit nördlich der Alpen waren Eisen- und Holzverarbeitung sowie die Herstellung von Armreifen und Perlen aus Glas.
Im letzten Drittel des 2.Jhs. v. Chr. erlebte die Stadt ihre Blütezeit. Die Eroberungszüge Gaius Julius Caesars in Gallien führten etwa zwischen 50 und 30 v. Chr. zum Zusammenbruch von Handel und Wirtschaft in Manching. In der Folgezeit ging die keltische Bevölkerung nach und nach in der römischen Provinz Raetia auf.
Seit dem Ende des 19.Jhs. wurde das Oppidum von Manching archäologisch ergraben. Ab der Mitte des 20.Jhs. führte die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Institutes umfangreiche Ausgrabungen durch. Heute ist Manching die am besten erforschte keltische Stadt Europas. Seit 2006 werden die wichtigsten Funde im Kelten Römer Museum präsentiert, einem Zweig der Archäologischen Staatssammlung München.
Das eisenzeitlich-keltische Oppidum war in Bezug auf die vier Haupthimmelsrichtungen planmäßig bebaut. Das Grundsystem der Anlage stellten große, hofartig umschlossene, viereckige und auf eine bestimmte (landwirtschaftliche, handwerkliche und kultische) Nutzung spezialisierte Areale dar. Eine von Osten nach Westen verlaufende und von kleinen Verkaufshütten gesäumte Straße bildete die Hauptachse des Oppidums mit seinen Gemeinschaftsbauten, öffentlichen Einrichtungen und einem Hafen.
Die Bauten bestanden wahrscheinlich aus teilweise weiß getünchnten Wandkonstruktionen aus Pfosten und Schwellriegeln mit mit Lehm verstrichenenem Flechtwerk sowie aus Spaltbohlen und waren mit Riedgras oder Stroh gedeckt. Es gab ebenerdige Wohnhäuser mit zwei Haupträumen, Langhäuser, Grubenhäuser, lange zweischiffige Magazinbauten, Speicher (auf Stelzen), Ställe und von Viereckgräben umgebene Heiligtümer. Der Tempel im Siedlungszentrum wurde vom 4.Jh. bis 1.Jh. v. Chr. genutzt.
Im Zuge der allmählichen Übernahme des vormals von keltischen Stämmen besiedelten Gebietes durch das römische Reich ab dem 1.Jh. v. Chr. wurde vor dem Hintergrund des Vordringens germanischer Gruppen um 40/50 n. Chr. im heutigen Oberstimm ein römisches Militärkastell zur Überwachung der Grenzlinie an der Donau errichtet. Gegen Ende des 1.Jhs. erweiterte man die umwallte Anlage um ein Stabsgebäude und ein Kommandantenhaus. Innerhalb des keltischen Ringwalles existierte wohl eine römische Straßenstation mit Werkstätten, Unterkunftshäusern und mehreren Einzelhöfen.
Besichtigung
Das Kelten Römer Museum vermittelt in zwei Ausstellungsbereichen die Archäologie und Geschichte des keltischen Oppidums und des römischen Militärlagers. Allerdings beschränken sich die Texttafeln inhaltlich auf das absolut Wesentliche – die Website des Museums bietet da mehr Informationen.
Im ersten Raum zeigen ein Modell der Keltenstadt, Grabbeigaben, Handwerksgegenstände und Kultobjekte die Entwicklung der keltischen Zentralsiedlung und das Leben ihrer Bewohner. Ausstellungsstücke sind z.B. ein aus der Frühphase der Siedlung (in der ersten Hälfte des 3.Jhs. v. Chr.) stammendes Kultbäumchen mit einem mit Blattgold überzogenen Stamm und Blättern aus Bronze, ein Gefäß mit der eingeritzten Darstellung eines springenden Hirschen oder der bekannte Goldfund mit 483 boischen Muschelstateren.
Den Mittelpunkt der Präsentation des römischen Manching stellen im zweiten Raum zwei 15m lange römische Militärschiffe (Ruderschiffe) mediterraner Bauart aus der Zeit der Kaiser Domitian und Trajan um 100/110 dar. Auch hier geben ein Modell des Kastells und archäologische Funde von Keramiken bis zu Spielsteinen Einblicke in den Alltag der Soldaten am Limes.
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.
Es muss Eintritt gezahlt werden.