Die politische Entwicklung Schottlands in der Späten Neuzeit
In der Späten Neuzeit wuchs ausgehend von den Städten der Liberalismus an. Das Selbstbewusstsein der während der Industrialisierung entstandenen neuen Unternehmerschicht vereinigte sich mit dem Bestreben nach Bildung als Grundlage für eine Verbesserung der Gesellschaft.
Die Clanführer entwickelten sich seit dem 16.
Jh. zu einer Art von Landbesitzern. Die Clan-Strukturen und kleinräumigen landwirtschaftlichen Gemeinden wurden jedoch ab der Mitte des 18. Jhs. durch Maßnahmen der britischen Regierung zerstört, die nach der Schlacht von Culloden die Jakobiten unterdrückte und versuchte, die
Highlands militärisch zu überwachen (so z. B. 1792 im „Year of the Sheep“, als die Pächter aus Strathrusdale 6000 Schafe aus dem Land um
Ardross trieben und die britische Regierung die Black Watch mobilisierte).
In den Highlands wurde die lokale Politik und Wirtschaft durch einige mächtige Familien beherrscht, z. B. die Herzöge von Argyll, Atholl, Buccleuch und Sutherland. Nach dem Ende der wirtschaftlichen Blüte durch die Revolutions- und
Napoleonischen Kriege sowie aufgrund der Konkurrenz Amerikas und des freien Handels für die einheimische Produktion wurden die finanziellen Probleme auf die Pächter abgewälzt.
Die adeligen Landbesitzer „revolutionierten“ in der Folge die Agrarwirtschaft. Gemeinschaftliche Ländereien wurden umgrenzt, das Land der Clans zu Privatbesitz von Landherren umfunktioniert und die Schafzucht
ausgedehnt. Um Platz für profitablere Nutzungsmöglichkeiten des Landes und neue kleine
Ackerbaugemeinden zu schaffen, wurde das traditionelle System der Clans mit seinem gut organisierten Verhältnis zwischen Bevölkerung und Anführern aufgelöst: Die Highland Clearances (Fuadach nan
Gàidheal) führten
zwischen 1762 und 1884 zu einer erzwungenen Umsiedlung der ansässigen bäuerlichen Bevölkerung. Dies zerstörte die gälische Kultur und hatte, verstärkt durch die große Hungersnot 1846, eine massenhafte Emigration zur Konsequenz. Viele Bewohner der Highlands arbeiteten nach den Clearances als Crofter/Kleinpächter. Im Zuge der Revolution und der Napoleonischen Kriege
traten zudem viele verarmte Highlander in die britische Armee ein. Mit
der Abnahme des Jakobitismus setzten gegen Ende des 18. Jhs. Maßnahmen zur (romantisierenden) Rehabilitierung der Kultur der Highlands ein.
Die schottische Politik wurde im späten 18. Jh. und 19. Jh. vor allem durch die Partei der Whigs dominiert, die sich aus dem Bürgertum und ländlichen Adel (gentry) zusammensetzte und auf ein Mitspracherecht des Parlamentes pochte. Bis zum Ende des 19. Jhs. gewann die Liberal Party eine Mehrheit der schottischen Sitze im britischen Parlament. 1853 kam die „Home Rule”-Bewegung auf, mit dem Bestreben nach einer schottischen Versammlung (vergleichbar mit der in Irland). Prime Minister Lord Salisbury belebte das Amt des Secretary of State for Scotland wieder. Im ausgehenden 19. Jh. wurde der Earl of Rosebery als erster schottischer Liberaler zum Prime Minister ernannt. 1886 formierte eine Mehrheit der Liberalen die Liberal Unionists.
Die wachsende Bedeutung der Arbeiterklasse schlug sich in den Wahlergebnissen in Mid Lanarkshire im Jahr 1888 nieder und bildete eine Grundlage für die Entstehung der Scottish Labour Party, die 1895 in der Independent Labour Party aufging.
Angesichts des ungleich konzentrierten Landbesitzes gestärkt durch die protestantische Religion (die die gälische Kultur akzeptierende evangelische Bewegung „Free Church“) lehnten sich in den 1880er Jahren die armen Crofter (Kleinbauern) in der Highland Land League gegen ihre Landherren auf: Sie forderten sichere Pachtverhältnisse und kritisierten den beschränkten Zugriff auf das Land. Die Regierung erließ daraufhin 1886 den Crofters´ Holdings Act (mit einer Fixierung und Verringerung der Pachtverhältnisse an bestehendem Ackerland und Begründung der ersten Crofters Commission sowie der Bereitstellung von Ackerland; der limitierte Zugriff auf das Land wurde jedoch nicht thematisiert). Am Ende des 19. Jhs. ging die politische Bewegung der Crofters angesichts der neuen konservativen Regierung in der bis etwa 1918 die schottische Politik dominierenden Liberal Party auf. 1909 formierte sich eine zweite Highland Land League als linksorientierte politische Partei, die sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Labour Party vermischte und 1934 die Scottish National Party mitbegründete.
1834 wurden der Royal Burgh Act und der Burghs and Police Act über die Wahl des sich aus einem Vorsitzenden, Beamten und Ratsherren zusammensetzenden allgemeinen Rates der burghs sowie die Einführung eines „Polizeisystems“ (in Form von verschiedenen Aktivitäten der lokalen Regierung) verabschiedet. 1893 vereinheitlichte man die Verwaltung in den burghs und richtete ein gemeinsames Gremium mit dem provost als dem führenden Beamten ein.
Aufgrund der Notwendigkeit der Reformierung der Armenfürsorge wurde 1845 der Scottish Poor Law Act verabschiedet, der Ausschüsse in den Gemeinden und Städten sowie einen zentralen Aufsichtsrat etablierte, welcher die Möglichkeit der Erhöhung der lokalen Steuern zur Deckung der Kosten für die Armenfürsorge besaß.
Der Local Government Act schuf 1889 ein einheitliches System von county councils.
Politische Strukturen im spätneuzeitlichen Schottland
In der Späten Neuzeit entwickelte sich die Demokratie unter der Berücksichtigung des politischen Mitspracherechtes der Öffentlichkeit durch die Regierung. Bis 1832 war die Teilhabe an der schottischen Politik auf die Landbesitzer und kleine Händlerorganisationen in den burghs beschränkt gewesen. Mit dem Reform Act 1832 und dem Electoral Reform Act 1884 wurde nun das Wahlrecht der counties bzw. die Entsendung von Abgeordneten in das Parlament ausgeweitet. Aufgrund der Beeinflussung durch die Grundherren besaßen die Pächter aber defacto dennoch keine freie Wahlmöglichkeit.
Der Police Act richtete 1858 Polizeikräfte in jedem county ein.
1859 formierte sich die Liberal Party, die die schottische Politik bis 1918 dominierte. Angesichts des
Themas des irischen Home Rule splitteten sich die Liberalen 1886 auf und eine Mehrheit formierte die Liberal Unionists.
Vor dem Hintergrund der Arbeiterbewegung entstand 1888 die Scottish Labour Party, die 1895 in der Independent Labour Party mit Keir Hardie als dem führenden Kopf aufging. 1906 war die schottische
Independent Labour Party an der Mitformierung der britischen Labour Party beteiligt. Nach dem Ersten Weltkrieg mischte sich die 1909 formierte linksorientierte zweite Highland Land League mit der
Labour Party und begründete 1934 die Scottish National Party mit. 1912 vermischten sich die Unionists und Conservatives zur Unionist Party.
Die Verabschiedung des Local Government Act etablierte
1889 ein einheitliches System von 34 administrativen county councils (Verwaltungsgrafschaften) auf der Basis
der shires/counties (Grafschaften), burghs (Städte) und parishes (Gemeinden) mit Ausnahme der counties of cities (Edinburgh, Glasgow, Dundee und Aberdeen). Die county councils übernahmen Befugnisse
der Commissioners of Supply und County Road Trustees sowie der Justices of the Peace und parochial boards. 1929 wurden die Funktionen der parish councils an die größeren county councils übergeben, zwischen Groß- und Kleinstädten unterschieden und
die Commissioners of Supply abgeschafft. Von 1890 bis 1975 existierten die counties Caithness, Sutherland, Ross and Cromarty, Inverness-shire, Nairnshire, County of
Moray, Banffshire, Aberdeenshire, Kincardineshire, Angus, Perthshire, Argyll, County of Bute, Ayrshire, Renfrewshire, Dunbartonshire, Stirlingshire, Clackmannanshire, Kinross-shire, Fife, East
Lothian, Midlothian, West Lothian, Lanarkshire, Peeblesshire, Selkirkshire, Berwickshire, Roxburghshire, Dumfriesshire, Kirkcudbrightshire, Wigtownshire, Zetland und Orkney.
Religiöse Entwicklung: Evangelical Revival, Disruption und katholische Emanzipation
Aufgrund des schnellen Bevölkerungsanstieges im späten 18. Jh. und frühen 19. Jh. trug die Kirche Sorge zur Schaffung von neuen Kirchen in den Städten und in den Highlands (Church extension commitee, 1828).
Eine Entzweiung der die Autorität der Bibel betonenden Evangelicals und der die intellektuelle Theologie und Hierarchie der Kirk unterstreichenden und die Erhöhung des sozialen Status des Klerus anstrebenden Moderate Party über die Ideen der Aufklärung führte im 18. Jh. zu einer Aufsplitterung der protestantischen Church of Scotland, der First Secession 1733 und der Gründung der unabhängigen Relief Church 1761.
Innerhalb der Church of Scotland gab es ab der zweiten Hälfte des 18. Jhs. im Central Belt und im 19. Jh. bis in das 20. Jh. hinein auch in den Highlands und auf den Inseln das vor allem durch John Erskine geprägte Evangelical Revival, das besonders die junge Bevölkerung und die unteren Gesellschaftsschichten ergriff und als eine Gegenbewegung zur etablierten, von den lokalen Landherren dominierten Kirk angesehen wurde.
Organisierte Missionierungen waren ein Hauptanliegen des evangelikalen Protestantismus. Dazu zählte z. B. die Schaffung von Sonntagsschulen, Missionsschulen und Bibelschulen. Die Bewegung wurde durch regelmäßige Predigten und das Sorgetragen der Gemeinden für ihr Seelenheil verbreitet. Häufig war der Evangelismus mit den Protesten gegen das Patronatssystem und die Highland Clearances verknüpft.
1843 kam es zu einem Schisma innerhalb der Church of Scotland, als die General Assembly die Claim of Right der Evangelikalen, die die Gültigkeit ziviler Gesetzgebung für die Kirche und die Besetzung freier Kirchenämter durch Landbesitzer in Frage stellte, ablehnte. Etwa Drittel des Klerus (angeführt von Thomas Chalmers) vor allem des Nordens formierte die evangelikale und die gälische Kultur akzeptierende Free Church of Scotland, die Jesus Christus und nicht den König oder das Parlament als Kopf der Kirche betrachtete.
Durch eine katholische Emanzipation 1829 und Immigranten aus Irland expandierte der bis in das 18. Jh. in Randgebiete verdrängte Katholizismus. 1878 wurde eine römisch-katholische Kirchenordnung wieder hergestellt.
Die Episcopalian Church wurde 1804 als autonome Einrichtung im Zusammengehen mit der Church of England organisiert.
Im 19. Jh. entstand eine große Zahl von non-konformistischen evangelikalen Kirchen (voluntary churches) wie die Quäker, Baptisten, Kongregationalisten und Methodisten sowie die Offene und Exklusive Brüderschaft.
Ein liturgisches Revival nahm im späten 19. Jh. mittelalterliche Formen von Architektur und Gottesdienst (z. B. begleitete Musik) wieder auf. 1865 wurde die Church Service Society für liturgische Studien und Reformen gegründet.
Bis zum Ende des 19. Jhs. wuchsen durch Zuwanderung vor allem in die Städte die jüdischen Gemeinden. Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland vergrößerten sie in der ersten Hälfte des 20. Jhs. weiter.
Wirtschaftliche Entwicklung: zwischen Industrialisierung und ländlicher Armut
Unter anderem durch die Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt wurde Schottland nach 1790 industrialisiert. Nach den Clearances wuchsen Bevölkerung und Städte im 19. Jh. stetig an. Während des Enlightenment und der industriellen Revolution nahm Schottland bis in das 20. Jh. hinein eine beherrschende intellektuelle und industrielle Position in Europa ein.
Die Highlands waren vor 1800 durch eine traditionelle und einfache Lebensweise geprägt gewesen und wenig durch die industriellen Fortschritte in den Lowlands beeinflusst worden. Nun entwickelte sich die neue gesellschaftliche Gruppe der Crofter auf, die kleine gepachtete Höfe bestellten. Die Zeit der Napoleonischen Kriege führte zu wirtschaftlichem Wachstum in den Highlands. Es entstanden Industrien wie Seetanggewinnung, Fischereien und Webereien, der Caledonian Canal wurde gebaut und die Landwirtschaft an der Ostküste aufgewertet.
Nach 1815 erfolgte ein erneuter Niedergang der durch ungleiche Konzentration von Landbesitz geprägten bäuerlichen Wirtschaft. Die Highland Clearances und das Ende des Gemeindesystems veränderten die Besitzverhältnisse, Rinder wurden durch Schafe ersetzt und eine Pflanzenkrankheit richtete 1846 große Schäden an.
Trotz der Industrialisierung fehlten Arbeitsplätze und dieÜberbevölkerung der Städte äußerte sich in Strukturproblemen. Zwischen 1841 und 1931 wanderten daher viele Bewohner vor allem der Highlands in die USA und nach Kanada aus. Ab der Mitte des 18. Jhs. begann man mit der Schaffung neuer, architektonisch einheitlicher Wohnbezirke in den Städten.
Wichtige Industriezweige waren im 18. Jh. die Leinen- und bis 1861 die Baumwollherstellung (bis zum Verlust der Bereitstellung der rohen Baumwolle mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg), dann der Kohle- und Eisenabbau und später die Stahlproduktion. Schottland wurde nach 1870 zu einem weltweit führenden Zentrum für Maschinen- und Schiffsbau und Eisenbahnkonstruktion. Der Schwerpunkt der Schwerindustrien lag in den Lowlands in Glasgow und Dundee, daneben gab es Kohlegruben in Zentralschottland.
1831 wurde die erste Eisenbahnlinie zwischen Monkland und Kirkintilloch eröffnet und bis in die 1840er Jahre etablierte sich ein zum Transport von Waren und Personen dienendes Eisenbahnnetz.
Die kulturelle Entwicklung Schottlands in der Späten Neuzeit
Nach den Bestrebungen nach der Reformation und den Education Acts des Parlaments (vor allem 1696) existierten bis 1843 von der Church of Scotland kontrollierte Schulen in fast jeder Gemeinde. Von 1846 an wurden Schulen durch den Staat gegründet, sodass Schottland ab 1872 neben den römisch-katholischen Schulen über ein System von staatlichen, von lokalen Institutionen verwalteten und frei zugänglichen Schulen sowie eine allgemeine Schulpflicht verfügte. 1888 wurden nationale Standards für weiterführende Schulen gesetzt und 1890 das Schulgeld für Grundschulen abgeschafft.
In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. wurde der Lehrplan an den Universitäten reformiert und ab 1892 auch Frauen zum Studium zugelassen.
Im ausgehenden 18. Jh. begann eine Rehabilitation der Kultur der Highlands und der Tartan wurde in die Highland Regimenter der British Army übernommen.
Vor dem Hintergrund der Romantisierung der Highlands, unter anderem durch James Macphersons Gesänge Ossians, kam in den 1820er Jahren in der sozialen Elite in ganz Europa das Tragen von Tartan und Kilt auf. Individuelle Clan Tartans entstanden und wurden zum Hauptsymbol schottischer Identität.
Die Künstler des 18. und 19. Jhs. wurden durch den Neoklassizismus, Italien und die romantische Sicht auf die Highlands in Form von Landschaftsmalerei beeinflusst, so z. B. Allan Ramsay, die Norie Familie, Gavin Hamilton, John und Alexander Runciman, Jacob More („Falls of Clyde“), David Allen, Alexander Nasmyth, Horatio McCulloch, Joseph Farquharson und William McTaggart. Erfolgreiche Porträtmaler waren z. B. Henry Raeburn, Andrew Geddes und David Wilkie, der König George IV im Highland dress darstellte. Die Tradition der Landschaftsmalerei der Highlands wurde durch Horatio McCulloch, Joseph Farquharson und William McTaggart fortgesetzt.
John Steell beeinflusste als erster schottischer Skulpturist die Werke von David Watson Stevenson. Unter den Pre-Raphelites konnte William Dyce besonderen Erfolg verzeichnen. Die Wissenschaftler James Clerk Maxwell und David Brewster leisteten einen Beitrag zu der Entwicklung der Techniken der Fotografie. Pioniere auf dem Gebiet der Fotografie waren z. B. Robert Adamson und David Octavius Hill sowie Thomas Annan.
1826 wurde die Royal Scottish Academy of Art geschaffen. Im späten 19. Jh. entwickelte sich die gegen die Kommerzialisierung und Sentimentalisierung früherer Künstler wendende und Elemente des Impressionismus und Realismus vereinende Glasgow School (der Glasgow Boys James Guthrie, Joseph Crawhall, George Henry und E. A. Walton). Sie kennzeichnete ein Celtic Revival und ein Arts and Crafts Movement, getragen vor allem durch James Ballantine und Daniel Cottier sowie Patrick Geddes, Robert Lorimer, Douglas Strachan und John Duncan. Ab den 1890er Jahren wirkten die sogenannten „Four“: der Architekt Charles Rennie Mackintosh, die Malerin Margaret MacDonald, die Künstlerin Frances MacDonald und der Künstler Herbert MacNair, die den Art Nouveau-Stil mitdefinierten.
Erfolgreiche Dichter des 19. Jhs. waren z. B. William Thom, William Edmondstoune Aytoun und Thomas Campbell. Großer Beliebtheit erfreute sich die Whistle Binkie-Reihe (1830–1890). James Thomson und John Davidson beeinflussten die Dichter der Moderne.
Die Highland Clearances wirkten sich auch auf die gälische Dichtung aus, so schrieben z. B. Uilleam Mac Dhun Lèibhe (William Livingstone) und Seonaidh Phàdraig Iarsiadair (John Smith) Protestliteratur. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. hatte die gälische Dichterin Màiri Mhòr nan Óran (Mary MacPherson) mit ihren Stimmungs- und Landschaftsgedichten besonderen Erfolg. Allan MacDonald verfasste überwiegend religiös geprägte Dichtung, neben einigen weltlichen Gedichten und Liedern sowie dem Versdrama Parlamaid nan Cailleach. Durch Ewen MacLachlan wurden die ersten Bücher der Ilias Homers in das Schottisch-Gälische übersetzt, er arbeitete zudem am Gälisch-Englischen Wörterbuch (1828) mit.
Walter Scott schuf Dichtung und schrieb historische Romane wie z. B. Waverley (der während der Jakobitenaufstände spielende erste historische Roman der Literaturgeschichte), Rob Roy, The Heart of Midlothian und Ivanhoe und trug so zur Definierung und Popularisierung schottischer kultureller Identität bei. Scott engagierte sich zudem für das Theatre Royal in Edinburgh und verfasste die Schauspiele Hallidon Hill und MacDuff´s Cross.
Internationale Anerkennung erfuhren die schottischen Autoren Robert Louis Stevenson (The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde, Treasure Island) und Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes) sowie J. M. Barrie (Peter Pan) und George MacDonald (Phantasies).
Im frühen 19. Jh. entstand ein „nationales Theater” mit Bühnenstücken zu speziell schottischen Themen. Die Stücke Douglas von John Home und The Gentle Shepard von Allan Ramsay existierten bereits, nun wurde mit der Hilfe von Walter Scott 1810 Family Legend produziert. Guy Mannering, The Bride of Lammermoor und The Abbot wurden ebenfalls für die Bühne adaptiert. 1845 begründete sich die Royal Scottish Academy of Music and Drama, seit 2011 das Royal Conservatoire of Scotland.
In der Romantik wurde die Entwicklung der britischen Literatur und des Theaters stark durch die literarischen Zeitschriften The Edinburgh Review und Blackwood´s Magazine beeinflusst.
Seit dem späten 19. Jh. gab es ein verstärktes Interesse an traditioneller Musik, verbunden mit akademischen und politischen Intentionen. Eine große Rolle spielten Francis James Childs The English and Scottish Popular Ballads, Cecil Sharp sowie Reverend James Duncan, Gavin Greig und James Scott Skinner. Sie wirkten auf die klassische Musik und die Entwicklung einer nationalen Schule für Orchester und Klassik (mit den Komponisten Alexander Mackenzie, William Wallace, Learmont Drysdale, Hamish MacCunn und John McEwen) ein. 1923 wurde die Royal Scottish Country Dance Society gegründet.