Residenzplatz 2, 97070 Würzburg
Von 1720 bis 1744/1780 im Barockstil mit Elementen des oberitalienischen Palast- und Sakralbaus, der französischen Klassik und des Wiener Reichsstils errichtete fürstbischöfliche Residenz.
Geschichte
Die sich im Osten der Würzburger Altstadt erstreckende Residenz entstand unter den Fürstbischöfen Johann Philipp Franz und Friedrich Carl von Schönborn nach Plänen Balthasar Neumanns vor dem Hintergrund absolutistischer Machtdemonstration im 18.Jh. und stellt ein Hauptwerk des süddeutschen Barock dar.
Nach der Auflösung des Hochstiftes 1803 übernahmen die bayerischen Kurfürsten aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher, 1806 Großherzog Ferdinand III. von Habsburg-Toskana und nach dem Wiener Kongress 1814/1815 die bayerischen Könige die Residenz.
Während des Bombenangriffes 1945 wurde vor allem der Seitenflügel des Schlosses zerstört (erhalten blieben die steingewölbten Räume des Zentralbaus). Bis 1987 stellte man die Residenz wieder her, seit 1981 ist sie UNESCO-Welterbe.
Besichtigung
Heute präsentiert sich die Würzburger Residenz in Form einer mehrhöfigen, zwischen einem Dreiflügelbau und einer vielhöfigen Stadtresidenz liegenden Schlossanlage, deren repräsentative Architektur an das französische Versailles und den Pariser Louvre erinnert.
Über den stadtseitigen Ehrenhof gelangt man am 1824 zu Ehren Prinzregent Luitpolds errichteten Frankoniabrunnen, der die versinnbildlichte Region Franken und die Künstler Walther von der Vogelweide, Mathis Gothart Nithart (Grünewald) und Tilman Riemenschneider abbildet, vorbei zu den Schauräumen, in denen Mobiliar, Gemälde, Wirkteppiche und Kunstschätze des 18.Jhs. zu sehen sind.
Das Erdgeschoss der Residenz wird von dem weiträumigen, flachgewölbten Vestibül mit Atlanten und klassizistischer Dekoration eingenommen, an das sich der Gartensaal mit seinen reigenartig stehenden, gewölbetragenden Marmorsäulen und lichtblauen Stuckaturen Antonio Bossis anschließt.
Der Rundgang führt weiter in das von einem freitragenden Muldengewölbe überspannte Treppenhaus, den berühmtesten Teil der Würzburger Residenz. Der imposante Raum besitzt weiß stuckierte Wände und das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt, auf dem Giovanni Battista Tiepolo den Hausherrn durch die vier Erdteile in Form von fürstlichen Frauengestalten sowie des antiken Götterhimmels verherrlicht dargestellt hat.
Die dreiläufige Treppenanlage bietet Zugang zum ersten Stock. Dieser beherbergt hinter dem Treppenhaus den Weißen Saal mit seinen namengebenden weißen Stuckaturen Antonio Bossis in Form einer gesteigerten Rocaille auf lichtgrauem Fond sowie Freihandstuckfiguren. Der Weiße Saal geht nach Osten in den Kaisersaal über, welcher mit Halbsäulen aus rötlichem Stuckmarmor, einem die Geschichte des Bistums Würzburg zur Zeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossas zeigenden Deckenfresko Tiepolos in der großen ovalen Kuppel, vier Stuckfiguren griechischer Götter in den Wandnischen und vergoldeten Stuckaturen Antonio Bossis versehen ist. Im Süden des Weißen Saales wurden der Museumsshop und eine Sammlung fürstbischöflichen Mobiliars eingerichtet.
Südlich und nördlich des Kaisersaales erstrecken sich die nach der Kriegszerstörung 1945 rekonstruierten, im Stil des Rokoko ausgestatteten Paradezimmer mit der Raumfolge Antechambré, Audienzzimmer und Schlafzimmer. Die südlichen Kaiserzimmer beherbergen unter anderem das Venezianische Zimmer und ein Spiegelkabinett mit Hinterglasbildern. Die nördlichen Kaiserzimmer leiten über in die in den Rennwegzimmern 1974 eröffnete Staatsgalerie mit venezianischen Gemälden des 17.Jhs. und 18.Jhs.. Auf die frühklassizistischen Ingelheimzimmer folgt der frühklassizistische Fürstensaal mit Stuckreliefs Materno Bossis und Staatsportraits des Bauherrn, Fürstbischof von Seinsheim, und seiner Vorgänger.
In der Südwestecke der Residenz befindet sich die aus kurvierten Wänden bestehende und im Stil des Wiener Barock dekorierte Hofkirche. Ihr mit Stuckmarmor verzierter Innenraum wird von Säulen gegliedet und drei ovalen Gewölbekuppeln überspannt. Der Südflügel der Residenz nimmt das Martin-von-Wagner-Museum auf, in dem eine Antikenabteilung (mit einem Schwerpunkt auf Griechenland und der drittgrößten deutschen Sammlung von Vasen aus der spätmykenischen bis hellenistischen Zeit), eine Gemäldegalerie (deutscher, niederländischer und italienischer Werke des 15.Jhs. bis 20.Jhs.) und eine grafische Sammlung (z.B. mit Stichen und Schnitten Albrecht Dürers sowie Zeichnungen von Vater und Sohn Tiepolo) zu besichtigen sind.
Im Osten und Süden des Schlosses wurde unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim unter Integration der barocken Stadtmauer der über drei Terrassen ansteigende Hofgarten angelegt. Sein heutiges Aussehen erhielt der weitläufige Park in der zweiten Hälfte des 18.Jhs..
Der Hofgarten besteht aus zwei symmetrischen, durch Laubengänge, Brunnen und schmiedeeiserne Tore geprägten Gartenpartien: dem durch figurengeschmückte Treppen beherrschte Ostgarten in der Verlängerung der zentralen Mittelachse der Residenz und dem Südgarten mit acht um ein rundes Wasserbassin stehenden kegelförmigen Eiben, dem Garten an Orangerie und einem landschaftlichen Park. Abwechslungsreich bepflanzt und harmonisch gestaltet, bildet der Hofgarten das elegante Pendant zum repräsentativen Schlossgebäude.
Die Außenbesichtigung ist ganzjährig und jederzeit, die Innenbesichtigung zu den Öffnungszeiten möglich.
Für die Innenräume muss Eintritt gezahlt werden.