Maulbeerallee, 14469 Potsdam
Auf der Höhe von Weinbergterrassen in den 1740er Jahren unter König Friedrich II. dem Großen von Preußen als Wohnschloss errichtetes Hohenzollernschloss im Stil des Rokoko im östlichen Teil des Parkes Sanssouci.
Geschichte
Das Sommerschloss wurde nach der Anlegung eines terrassierten Weinberges am Südhang des Bornsteder Höhenzuges nach Plänen des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff in einer harmonischen Verbindung von Wohnkultur und Natur erbaut und ab 1745 durch einen unterhalb der Terrasse entstehenden Ziergarten im barocken Stil sowie einen umgebenen Park mit weiteren Schlossbauten Friedrichs des Großen und Gestaltungselementen ergänzt.
In den 1840er Jahren ließ König Friedrich Wilhelm IV. die Schlossanlage durch eine Verlängerung der beiden Seitenflügel, die Schmückung der obersten Weinbergterrasse mit Wasserspielen und einer begrenzenden Marmorbalustrade und die Anlegung von Schöpfbrunnen auf den fünf unteren Ebenen der Weinbergterrassen erweitern. Der Schlosspark wurde durch den Gartenarchitekten Peter Friedrich Linné in einen offenen Landschaftspark mit ausgedehnten Wiesenbereichen, Baumgruppen und Wasserflächen umgewandelt.
Nach 1897 wurde das Schloss museal genutzt und überging 1927 an die spätere Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die die Innenraumgestaltung aus der Zeit Friedrichs II. wieder herstellte. Durch den Zweiten Weltkrieg und die sowjetische Besatzung nach 1945 gingen zahlreiche Kunstgegenstände des Schlosses verloren, konnten nach der Wiedervereinigung jedoch teilweise zurück erworben werden. 1990 wurde das Schloss Sanssouci zum UNESCO-Welterbe ernannt.
Besichtigung
Schloss Sanssouci bildet den östlichen Teil des Parkes Sanssouci und das Pendant zum Neuen Palais am westlichen Ende der Hauptallee. Sein Erscheinungsbild wird durch den mediterran anmutenden Weinberg dominiert, der hinter dem Parterre mit seinem barocken Ziergarten und dem seit 1841 kreisförmigen Fontänebecken mit marmornen Götterfiguren und halbrunden Marmorbänken ansteigt. Er besteht aus sechs breiten Terrassen mit zur Mitte hin bogenförmig nach innen schwingenden Mauern, geraden Flächen mit Weinreben an Spalieren und verglasten Nischen an den Wänden der Stützmauern.
Zwei seitliche Rampen und eine mittig verlaufende Treppe führen den Weinberg hinauf zur obersten Terrasse. Hier befindet sich auf der rechten Seite vor der Gartenfront des Schlosses die Grabstelle König Friedrichs II. des Großen von Preußen und seiner Hunde. Friedrichs sterbliche Überreste wurden 1991 nach einer längeren Odyssee in der Gruft unter der mit Kartoffeln dekorierten und von sechs im Halbrund aufgestellten Porträtbüsten römischer Kaiser eingefassten Gedenkplatte beigesetzt.
Entlang der obersten Weinbergterrasse erstreckt sich das in Gelb- und Beigetönen gehaltene eingeschossige Schlossgebäude – ein trotz seines reichen Fassadenschmuckes dezenter und eleganter Bau. Es besitzt an der dem Garten zugewandten Südseite einen vorspringenden halbovalen Mittelbau mit einer bekrönenden Kuppel, fast bodentiefe Rundbogenfenster mit dazwischen paarweise angeordneten Atlanten sowie eine umlaufende Dachbalustrade. Die angrenzenden Seitenflügel nehmen symmetrische Laubengänge auf, die mit freistehenden und mit vergoldeten Ornamenten verzierten grünen Gitterpavillons abschließen.
Die Front der Nordseite prägen korinthische Pilaster, ein rechteckiger Risalit mit einem flachen Pultdach, kurze Flügelbauten – seit der Mitte des 19.Jhs. der „Damenflügel“ (mit einstigen Räumlichkeiten der Hofdamen) im Westen und der „Küchenflügel“ im Osten – und im Halbrund den Ehrenhof umschließende Kolonnaden.
Die Innenräume des Schlosses liegen auf einer Ebene und sind im Stil des Rokoko und des Klassizismus ausgestattet. Da ich das Schloss noch nicht von Innen besichtigt habe, folgt hier nur eine kurze Aufzählung der Räumlichkeiten. Im Mittelteil befindet sich hinter dem Vestibül mit einer gekuppelten Säulenstellung aus weißem Stuckmarmor der ovale und säulenumstandene Marmorsaal unter der mit vergoldetem Stuck versehenen kassettierten Kuppel. Die Königswohnung gliedert sich in das Audienzzimmer mit Gemälden französischer Maler des 18.Jhs., das in Weiß und Gold gehaltene Konzertzimmer mit Rocaillen, das heute klassizistische Arbeits- und Schlafzimmer Friedrichs II. mit einer hellgrünen Wandbespannung und einem Velarium an der Decke sowie den König zeigenden Gemälden, die in Braun und Gold eingerichtete kreisrunde Bibliothek mit mit Zedernholz getäfelten Wänden und in die Wandnischen eingelassenen Bücherschränken (die Bände der griechischen und römischen Dichtung und der französischen Literatur des 17.Jhs. und 18.Jhs. bewahren) sowie die langgestreckte Galerie mit Marmorskulpturen griechisch-römischer Gottheiten. Zudem verfügt das Schloss über fünf ehemalige Gästezimmer mit Kaminen und Möbeln des 18.Jhs. sowie Dienerzimmer.
Schloss Sanssouci ist malerisch eingebettet in einen weitläufigen, seit der Mitte des 19.Jhs. in der Form eines offenen Landschaftsparkes gestalteten Garten. Weite Wiesenflächen als Sichtachsen zu den Schlossgebäuden wechseln mit Strauch- und Baumgruppen. Den Park durchzieht die durch den Bau weiterer Gebäude und die damit verbundene Ausweitung der Anlage entstandene Hauptallee zwischen den Obelisken am Schloss Sanssouci im Osten und dem Neuen Palais im Westen. Rondelle mit von Marmorfiguren umsäumten Fontänebecken auf der Höhe der Bildergalerie und der Neuen Kammern bilden Abzweigungspunkte von sternförmig angelegten Heckengängen.
Im Park Sanssouci, dessen Besichtigung eine kleine Zeitreise in das höfische Leben des 18.Jhs. und 19.Jhs. ist, befinden sich fünf weitere Schlossgebäude und zahlreiche Parkarchitekturen, von denen ich im Rahmen dieses Berichtes nur eine Auswahl vorstellen kann.
Vor dem Hintergrund der Planung einer Höhen-/Triumphstraße wurde in der Mitte des 19.Jhs. unter König Friedrich Wilhelm IV. am Nordrand des Parkes auf dem Bornstedter Höhenzug das Orangerieschloss im italienischen Renaissancestil mit Gemäldesaal und Pflanzenhallen errichtet. Hinter einer Terrassenanlage mit drei Ebenen ragt der Mittelbau auf, der eine Doppelturmanlage, einen vorgelagerten Säulenhof mit Portalbau und eine Dachbalustrade besitzt. An den Mittelbau schließen beiderseits dreiachsige Baukuben mit verbindenden Doppelportalen im Palladiostil an. Die Eckpavillons des Orangerieschlosses wurden früher zur Unterbringung von Gästen genutzt.
Im Erdgeschoss des Mittelbaus liegen zum einen der zweigeschossige spiegelgewölbte, mit schwarz-grünem und weißem Marmorfußboden und mit karminrotem Seidendamast verkleideten Wänden versehene Raffaelsaal, der zur Ausstellung von Kopien von Werken Raffaels genutzt wurde, zum anderen fünf um den Saal herum gruppierte Wohnappartements. Die Innenräume sind im Stil des Rokoko mit Parkettfußböden und Stuckarbeiten an den Decken ausgestattet. Eingeschossige Pflanzenhallen dienen zur Überwinterung der exotischen Kübelpflanzen aus der Parkanlage.
Zwei als Pendants ausgeführte schlossähnliche Gebäude flankieren Schloss Sanssouci.
Östlich steht der langgezogene eingeschossige Galeriebau der Bildergalerie von 1764 mit einem durch eine Kuppel betontem Mittelteil. Er ist der älteste erhaltene fürstliche Museumsbau Deutschlands. Der Galeriesaal ist mit vergoldeter Ornamentik an der leicht gewölbten Decke, einem Fußboden mit Rhombenmuster aus weißem und gelbem Marmor und grün gestrichenen Wänden versehen und beherbergt Werke unter anderem von Caravaggio, van Dyck und Rubens.
Westlich befindet sich das anstelle einer Orangerie errichtete ehemalige Gästeschloss Neue Kammern aus den 1770er Jahren, ein langgestrecktes eingeschossiges Gebäude mit bis auf den Boden reichenden Fenstertüren und einer Kuppel auf dem Mittelteil, vor dem sich eine Wiese mit Obstbäumen erstreckt. Es besitzt im Inneren die Festsäle Jaspissaal (mit Wänden aus rotem Jaspis und grauem Marmor) und Ovidgalerie (nach dem Vorbild französischer Spiegelsäle und mit vergoldeten Reliefs verziert) sowie als Lack-, Bilder- oder Intarsienkabinette mit Ansichten von Potsdam dekorierte Gästequartiere im Stil des Rokoko.
Hinter den Neuen Kammern steht die 1993 rekonstruierte historische Galerie-Holländerwindmühle aus dem späten 18.Jh..
Südlich von der Hauptallee, etwa auf der Höhe des Orangerieschlosses, wurde in den 1750er und 1760er Jahren auf einem kleeblattförmigen Grundriss das Chinesische Haus als Gartenpavillon erbaut. Der 1789 veränderte kreisrunde Zentralbau mit anschließenden drei Kabinetten im Wechsel mit Freiräumen, in denen vergoldete Palmsäulen mit Sandsteinplastiken das geschwungene zeltartige Kupferdach mit einem aufgesetzten Tambour (bekrönt durch eine vergoldete Figur eines Mandarin) tragen, vereint ornamentale Stilelemente des Rokoko und Teile ostasiatischer Bauformen. Der Hauptraum ist mit mit grünem Stuckmarmor überzogenen Wänden und einer asiatische Menschen darstellenden Deckenmalerei versehen.
Im Südteil des Parkes liegt das in den 1820er Jahren anstelle eines ehemaligen Gutshauses für Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) und seine Gemahlin Elisabeth Ludovika von Bayern als Sommersitz errichtete Schloss Charlottenhof. Das klassizistische Gebäude mit von Giebeln bekrönten und durch ein flaches Satteldach verbundenen Mittelrisaliten an der West- und Ostfront verfügt im Inneren über eine von Karl Friedrich Schinkel entworfene Einrichtung. Jeder Raum ist in Bezug auf Material und Farbe unterschiedlich thematisiert, so gibt es z.B. ein Zeltzimmer nach der Art römischer Feldherrenzelte. Im Park von Charlottenhof befinden sich das von Wäldchen umgebene Hippodrom und eine Fasanerie.
Im westlichen Teil des Parkes Sanssouci ließ König Friedrich II. der Große in den 1760er Jahren das barocke Neue Palais als Gästeschloss des Hofes erbauen. Nach dem für Preußen günstigen Ende des Siebenjährigen Krieges sollte das repräsentative Schloss zudem die neue Rolle Preußens unter den europäischen Großmächten demonstrieren. Von 1888 bis zum Ende der Monarchie 1918 diente das Neue Palais als kaiserliche Sommerresidenz und wurde ab 1919 Museumsschloss. Das Schloss besitzt die Form einer zweieinhalbgeschossigen Dreiflügelanlage mit Kuppel, die von Skulpturen der drei Grazien bekrönt wird, und einem fünfachsigen Mittelrisalit. Die durch kannelierte korinthische Pilaster aus Sandstein in Kolossalordnung gegliederte und mit einem rotes Backsteinmauerwerk vortäuschenden Anstrich versehene Fassade ziert reicher Skulpturenschmuck.
Das Innere des Neuen Palais nimmt Festsäle (unter anderem den Grotten-/Muschelsaal und den Marmorsaal mit Wandgemälden mit Szenen aus der antiken Mythologie und Marmorplastiken der brandenburgischen Kurfürsten), die Galerie, Fürstenappartements (des Marquis d´Argens, Prinz Heinrichs, Friedrich Wilhelms (II.) und Prinzessin Anna Amalias) und die Königswohnung im Stil des Rokoko sowie ein von den Farben Rot und Weiß dominiertes Theater mit im Halbrund angeordneten Sitzreihen auf.
Hinter dem Ehrenhof Mopke schließen die Nebengebäude Communs an, die heute durch die Universität Potsdam genutzt werden. Doppelläufige Freitreppen, Säulengänge und Kuppel sowie eine Verbindung mit dem Triumphtor über einen Kolonnadenbogen als Abschluss des Schlossparkes prägen das Erscheinungsbild des Gebäudekomplexes.
Östlich der beiden äußeren Schlossflügel stehen nördlich und südlich der Hauptallee der Antikentempel (ein einst zur Aufbewahrung antiker Kunstgegenstände erbauter geschlossener Rundtempel mit zehn toskanischen Säulen; seit 1921 Mausoleum für fünf Mitglieder des Hauses Hohenzollern) und der Freundschaftstempel (ein offener Rundtempel mit acht paarweise angeordneten korinthischen Säulen, der durch König Friedrich II. zum Andenken an Lieblingsschwester Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth errichtet wurde).
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.
Für die Innenräume der Schlösser muss Eintritt gezahlt werden.
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