33104 Paderborn/Schloß Neuhaus
Im Stil der Weserrenaissance von 1370 und 1597 zwischen Pader-, Lippe- und Almeauen errichtetes und von barocker Parkanlage umgebenes vierflügeliges Wasserschloss und bis 1802/1803 fürstbischöfliche Residenz.
Geschichte
Das repräsentative, weiß gekalkte Schloss besteht aus fünf sukzessive errichteten Baukörpern.
Den Kern der Anlage bildet der in der zweiten Hälfte des 14.Jhs. nach der Verlegung der bischöflichen Residenz nach Neuhaus (aufgrund von Streitigkeiten der bischöflichen Landesherren mit der erstarkenden Paderborner Bürgerschaft) durch Bischof Heinrich von Spiegel erbaute gotische Wohnturm/Haus „Spiegel“.
Um 1525 entstand unter Bischof Erich von Braunschweig neben dem Haus „Spiegel“ das zum Kirchplatz ausgerichtete Haus „Braunschweig“, der erste Renaissancebau der Region.
Bischof Hermann II. von Wied schloss die Baulücke etwa zehn Jahre später durch die Errichtung des Hauses „Köln“.
In der Mitte des 16.Jhs. ließ Bischof Rembert von Kerssenbrock angelehnt an das Haus „Braunschweig“ zur Lippe hin einen weiteren Gebäudeteil erbauen.
Die repräsentative Vollendung der Anlage erfolge am Ende des 16.Jhs. unter dem für die Rekatholisierung des Fürstbistums wichtigen Landesherrn Bischof Dietrich IV. von Fürstenberg, der das Haus „Fürstenberg“ mit vier runden Ecktürmen und Gräften errichtete.
Unter den Bischöfen Ferdinand II. von Fürstenberg und Clemens August von Bayern entfaltete sich die Residenz zu einem administrativen und kulturellen Zentrum. Am Anfang des 18.Jhs. fügte der Wittelsbacher Fürstbischof Clemens August von Bayern dem Schloss die Gartenanlage hinzu.
Nach dem Ende des Fürstbistums 1802/1803 (mit dem Reichsdeputationshauptschluss: unter anderem Auflösung der geistlichen Herrschaften und Übergabe in weltlichen Besitz) wurde das Schloss bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch als Garnison genutzt. 1964 erwarb die Gemeinde das Schloss von der britischen Besatzung und renovierte die Innenräume zwecks Einrichtung einer Realschule. Von den bischöflichen Prunkräumen ist heute im Haus „Braunschweig“ das fürstbischöfliche Speisezimmer „Spiegelsaal“ aus der Zeit Clemens Augusts von Bayern erhalten.
Besichtigung
Die Besichtigung des Schlossgeländes ist vor allem ein Spaziergang durch den Schlosspark, in dessen Anschluss man den idyllischen Wassergraben überqueren und sich den ruhigen Innenhof des Schlosses anschauen kann. Zudem gibt es auf dem Areal einige Museen und Ausstellungen.
Der Schlosspark erstreckt sich in Form eines großen, rechteckigen englischen Parterre (bei dem die Bodenmuster mit buchsgefassten Blütenrabatten, Broderieornamenten, Kiesflächen und grünen Rasenflächen gezeichnet werden) mit einem flankierenden umlaufenden Rasengürtel und Lindenalleen hinter dem Wasserschloss. Im Zentrum des Gartens befand sich am Schnittpunkt der alten Haupt- und Nebenachsen einst ein großes Fontainebecken. Heute endet die die Mittelachse jedoch nicht mehr im Rasenbogen der Lippe, sondern im Innenhof des Bürgerhauses mit einem modernen Brunnentheater. Seitlich des Schlosses lädt ein hübscher Blumengarten mit einigen Bänken zum Verweilen ein.
Neben dem Parterre steht der um 1732 erbaute barocke Marstall (heute Historisches Museum), der früher Platz für über 100 Pferde und Wagenremisen im Mittelbau und den angrenzenden Viertelbögen bot.
Der Rundgang über das Gelände von Neuhaus ist für jeden Schlösserliebhaber lohnenswert. Das helle Weserrenaissanceschloss strahlt eine elegante Atmosphäre aus und wirkt prunkvoll,
ohne dabei überladen zu sein. Es sind aber die barocken Parkanlagen, die Neuhaus zu einer Besonderheit machen und im Zusammenspiel mit dem Schlossgebäude ein einzigartiges Ensemble bilden.