Die „Kelten“ waren Träger der späten Westhallstatt- und Latènekultur (jedoch nicht Hallstatt und Latène = keltisch), auf den Britischen Inseln und in Irland des Celtic Iron Age.
Archäologischer und linguistischer Keltenbegriff decken sich räumlich nicht immer, das Ethnos ist nicht mit der Materialkultur gleichsetzbar und nicht immer entspricht die Ausbreitung der archäologischen Kulturen den historisch überlieferten Bereichen der Kelten. Regionale Unterschiede dominieren über überregionale Ähnlichkeiten.
Die durch im Fund vermehrt als Werkstoff auftauchendes Eisen gekennzeichnete Eisenzeit reicht von Hallstatt C (800/750 v. Chr. bis 630/620 v. Chr.) bis Latène D (150 bis ca. 15 v. Chr.), der Übergang von Hallstatt D zu Latène A wird um 500/475 v. Chr. bis 425/400 v. Chr. angesetzt. Der älteren Eisenzeit ist die Hallstattkultur, der jüngeren Eisenzeit die Latènekultur zuzuorden.
Die einzelnen Phasen sind durch spezifische Fundensembles gekennzeichnet, innerhalb der Eisenzeit die Typologie und Entwicklung der Fibeln (Gewandspangen).
HALLSTATTZEIT (KONTINENT): ca. 8. JH. BIS 6. JH. V. CHR.
Die Hallstattzeit beginnt mit den Phasen Hallstatt A und B (1200 bis 800 v. Chr.), die der späten Bronzezeit zuzuordnen sind und in denen sich hierarchisch gegliederte Stammeskulturen entwickelten.
Hallstatt C und D (8. Jh. bis 5. Jh. v. Chr.) stellen Materialkulturen der älteren Eisenzeit dar. Leittypen von Hallstatt C (800/750 bis 630/620 v. Chr.) sind Bogenfibel, Kahnfibel, Brillenfibeln und das Eiserne Schwert „Typ Mindelheim“. Hallstatt D (630/620 bis 475 v. Chr.) verfügt über die Leittypen D1 Schlangenfibel, D2 Paukenfibel, D3 Fußzierfibel sowie Antennendolch.
Geografische Räume der Hallstattkultur liegen in Ostfrankreich, in der Nord- und Westschweiz, in Südwest- und Südostdeutschland, in Tschechien, in Österreich und in Slowenien.
Während der Hallstattzeit nahm der Kontakt mit mediterranen Nachbarkulturen zu. Das soziale Gefüge veränderte sich durch etruskische Luxusgüter sowie griechische und italische Importe.
Die Gesellschaftsstruktur der Hallstattkultur war steil pyramidenförmig mit einer starken regionalen Gliederung und zunehmenden Kontakten zu den Nachbarkulturen.
Kennzeichnend für den Westhallstattkreis sind Prunkgräber („Fürstengräber“) in Form von Großgrabhügeln mit Steinpackung und einer großen quadratischen Grabkammer, Schwerter und Dolche, das paarige Pferdegeschirr (Wagen) und Importwaren. Fundorte sind z. B. Gräberfeld das Mitterkirchen (HaC) oder die Gräber von Hochdorf (6. Jh. v. Chr.; eine Grabkammer mit Wagen, Bronzekline mit dem Verstorbenen und Trink- und Speisegeschirr), Vix, Hohmichele, Hirschlanden, Kleinaspergle, Grafenbrühl und Magdalenenberg. Meist auf kleinen isolierten Bergen liegende Höhensiedlungen fungierten als Zentralorte: z. B. Heuneburg und Mont Lassois (HaD).
Im Osthallstattkreis gibt es einzelne Großgrabhügel mit hölzernen Grabkammern (z. B. Rabensburg), Beile und Lanzen, das einzelne Pferdegeschirr (Reiter), keine Importwaren, Situlenkunst (szenische Darstellungen auf Eimern), plastische Verzierung auf Keramik und Schutzwaffen (Helme, Panzer). Fundorte sind z. B. der Kult- und Opferplatz Býči Skála, Sopron/Ungarn (z. B. ein Kegelgefäß im Kalenderbergstil mit eingeritzten grafischen Darstellungen mit kleidungstechnischen Details), die Krainer Gruppe/Slowenien, der Kalenderberg (einfache Keramik mit Knubbenreihen und gekerbten Leistenauflagen), Tirol, Frög, Kleinklein, Strettweg (Kesselwagen mit der Darstellung einer Opferprozession in symmetrischer Verdoppelung) und das Salzkammergut mit Hallstatt mit einem Flachgräberfeld (800 bis 350 v. Chr.) und einem mittelbronzezeitlichen Salzbergwerk.
LATÈNEZEIT (KONTINENT): 5. JH. BIS 1. JH. V. CHR.
Die Latènezeit wird in Frühlatène- (LtA, LtB), Mittellatène- (LtC) und Spätlatènezeit (LtD) untergliedert.
Nur in der älteren und jüngeren Latènezeit gelangten datierbare Fremdgüter aus dem mediterranen Raum in die Latènekultur. In dieser verringerte sich die gesellschaftliche Abstufung (abgeflachte Gesellschaftspyramide).
Im 5. Jh. v. Chr. entstand ein neuer Stil im Kunsthandwerk im Gegensatz zum geometrischem Stil der Hallstattkultur: Florale Ornamente aus der mediterranen Welt und tierische Motive mit kurvolinearen (zirkelförmigen) Mustern wurden zu grotesken Mensch- und Tierdarstellungen zusammengeführt. Auf den frühen Latènestil, den Maskenstil oder figürlichen Stil (z. B. Fischblasen- und Pflanzenmotive), folgte der reife Latènestil, der Ranken- oder Waldalgesheim-Stil, mit starken Verzierungen und Pflanzenornamenten. Durch den direkten Kontakt mit mediterranen Kulturen entstand der plastische Stil. Auf ihn folgte der gallo-römische Stil mit steinernen Großbauten und -plastiken (z. B. die Nischensteine mit den an Eisenhaken befestigten Menschenschädeln von Entremont, die im Schneidersitz sitzenden Steinplastiken aus Roquepertuse, die säulenförmige Steinfigur aus Euffigneix mit der Darstellung eines Torques, Ebers und übergroßen Tierauges oder die Bronzefigur eines im Schneidersitz sitzenden bärtigen Gottes aus Buray). Keine Latènekunst sind die tiberische Steinstele der Seine-Schiffer und der aus dem ostkeltisch-thrakischen Bereich stammende Gundestrup-Kessel (1. Jh. v. Chr.) mit keltischen Götterbildern.
Die ältere Latènezeit/Latène A (500/475 bis 425/400 v. Chr.) erlebte ihre Hochblüte um 450 v. Chr. Es entstanden Fibeln nach Frühlatèneschema (mit zurück gebogenem Fuß), figürliche Fibeln (wie Eberfibel und Schuhfibel), Maskenfibeln, Vogelkopffibeln, Certosa, Marzabotta und Omega (eiserne Drahtfibeln), Keramik in Grauton und Graphitton, die Linsenflasche und die Schnabelkanne (Dürrnberg), Gürtelhaken mit kästchenförmigem Beschlag, das Kurzschwert mit anthropomorphem Griff und Scheide mit herzförmigem Ortband, Lanzen mit tüllenförmigem Lanzenschuh, ein Bronzehelm mit Nackenschutz und ausgezogener Spitze und partielle Schildrandbeschläge.
Die ältere Latènezeit/Latène B (425/400 bis 300/275 v. Chr.) hatte ihre Hochblüte um 420 v. Chr. LatB kennzeichnen die Duxer Fibel (mit tröpfchenförmigem Fuß), die Münsinger Fibel (mit scheibenförmigem Fuß), einfache Gürtelhaken, das Kurzschwert, Scheiden mit herzförmigem Ortband, mit U-förmigem Ortband und mit brillenförmigem Beschlag, paarweise Schildbeschläge und umlaufende Schildrandbeschläge. Durch Wanderbewegungen bildete sich eine über weite Strecken relativ gleichförmige Kultur mit einem gemeinsamen Formenvorrat heraus.
In der mittleren Latènezeit/Latène C (300/275 bis 150 v. Chr.) mit einer Hochblüte um 260 v. Chr. wurden einfacher werdende Fibeln nach Mittellatèneschema (mit zurück gebogenem und am Bügel fixiertem Fuß, mit äußerer Sehne), Drehscheibenware mit Leistenzier, Keramik in Grauton, Graphitton und mit Bemalung, Schwert und Scheide mit rahmenförmigem Ortband, Lanzen mit dornförmigem Lanzenschuh, ein Eisenhelm mit Kalotte und Dreipasszier und Schmuck im plastischen Stil produziert. Es begann die eigenständige Münzprägung (vorher gab es Tauschhandel) vor allem in befestigten Siedlungen. Um 260 v. Chr. erlebte die keltische Kultur ihren Höhepunkt mit einer Phase der Konsolidierung.
An der Wende von Latène C1 zu C2 mit den weitgehend endenden Flachgräberfeldern und dem Aufkommen von Höhensiedlungen wechseln die Quellengattungen von Grab- zu Siedlungsfunden.
Die späte Latènezeit/Latène D (150 bis 15 v. Chr.) erfuhr ihre Hochblüte um 120 v. Chr. und endete im südlichen Europa mit dem Vordringen der Römer in der Zeit von Caesar und Augustus. Im germanisch besiedelten Mitteleuropa überlappt LatD mit der Phase Eggers A. Geschaffen wurden Fibeln nach Spätlatèneschema (mit rahmenförmig gegossenem Fuß), die Nauheimer Fibel, Lauteracher Fibel, geschweifte Fibel und Schlüsselfibel, Keramik in Grauton, Graphitton sowie mit Bemalung und grobem Feinkammstrich. Typisch sind des Weiteren importiertes römisches Bronzegeschirr, zoomorphe Gürtelhaken, Palmettgürtelhaken und geflügelte Ringgürtelhaken, das Langschwert mit gerundeter Spitze und durchbrochener Schwertscheide bzw. rahmenförmigen Ortbändern, runde eiserne Schildbuckel, Ringpanzer, mehrfarbiger Glasschmuck (Armreifen, Perlen) und kleine bronzene Tier- und Menschenplastiken. Durch germanische Einflüsse erfolgte ein Wandel der Materialkultur.
BRITISCHE SPÄTBRONZE- UND EISENZEIT
Im archäologischen Befund der Britischen Inseln gibt es eine große regionale Unterschiedlichkeit und einige Gemeinsamkeiten bedingt durch die verstärkte Anbindung Britanniens an den europäischen Kontinent.
Drei Phasen der späten Bronzezeit werden unterschieden: Wilburton (ca. 1100 bis 950 v. Chr.) mit einer Aufgabe von vielen in den Hochlandzonen angelegten Siedlungen und landwirtschaftlich genutzten Feldern wohl aufgrund einer Verschlechterung der klimatischen Bedingungen sowie des zunehmenden Baus von mit massiven Befestigungen umgebenen Siedlungen, Ewart Park (ca. 950 bis 750 v. Chr.) mit einer Intensivierung des Bronzeumlaufes und der Kontakte mit Irland und dem Kontinent und Llyn Fawr (ca. 750 bis 600 v. Chr.) mit einer langsamen Umstellung von Bronze auf Eisen als Werkmaterial. In Irland sind vergleichbare Phasen Roscommon (ca. 1000 bis 900 v. Chr.), Dowris (ca. 900 bis 600 v. Chr.) und Dowris C/Athlone (ca. 600 bis 400 v. Chr.).
Fundmaterial besteht hauptsächlich aus bronzenem Fundgut. Keramik tritt in Varianten der Deverel Rimbury-Ware (Grobkeramik mit Ritz- und Einstichverzierungen sowie Fingertupfen) auf, Metallfunde in Form von sich in den weiteren europäischen Horizont eingliedern lassenden Waffen. Es kamen zunehmend regionalisierte Werkzeugindustrien mit lokalen Verbreitungsmustern auf. Man fand zudem verschiedene Importstücke wie Goldprodukte aus Irland (Lockenringe, Lunulae, Armringe) oder bretonische Tüllenbeile aus Kontinentaleuropa (z. B. den „Arthog bucket“, einen Bronzeblecheimer vom Typ Kurd).
Von ca. 800 bis 600 v. Chr. ging in einem langsamen Prozess die Spätbronze- in die Eisenzeit über.
Der Beginn und die Entwicklung der britischen Eisenzeit waren von lokalen Faktoren bedingt: eine starke regionale Unterschiedlichkeit im Befund und eine große Bedeutung lokaler und regionaler Traditionen. Erst allmählich sickerte die Eisentechnologie (z. B. Battersea Kessel aus dem 8. Jh. v. Chr.) in die verschiedenen Regionalkulturen ein.
Die britische Eisenzeit wird in drei Phasen eingeteilt: die frühe Eisenzeit (800/600 bis 400/300 v. Chr.) mit einer Fortsetzung der lokalen Entwicklungen und lokalen Unterschiede sowie einem Einfluss aus der Hallstattkultur, die mittlere Eisenzeit (400/300 bis 100/50 v. Chr.) mit einer regionalen Entwicklung, räumlichen Ausdehnung lokaler Gruppen und einem verstärkten Handel mit dem Kontinent und die späte Eisenzeit (100/50 v. Chr. bis zur römischen Eroberung) mit einer Dominanz regionaler Traditionen, deutlich stärkeren Importen vom Kontinent (hauptsächlich römische bzw. gallo-romanische Güter) und der Herausbildung großer Lokalgruppen (nachweisbar unter andere, durch Münzprägungen mit Namen historisch überlieferter südbritischer Könige). In Irland lässt sich die „lange Eisenzeit“ von etwa 600 bis 400 v. Chr. bis ca. 400 n. Chr. feststellen, die nahtlos ins Frühmittelalter überging.
Im Fundmaterial setzen sich größtenteils Entwicklungen aus der Spätbronzezeit fort: überwiegend unverzierte Grobkeramik (nördlich von Bristol), ab ca. 200 v. Chr. scheibengedrehte Keramik in Südostengland und zahlreiche Importe aus dem gallo-belgischen Raum. Metallfunde aus der Übergangsphase sind hauptsächlich bronzene Gegenstände (z. B. Gründlingen-Schwerter, Tüllenbeile), während der frühen Eisenzeit HaD-Dolche, dann Frühlatèneschwerter, später Mittel- und Spätlatèneschwerttypen. Man fand Pferdegebisse und Teile von zweirädrigen Wagen, Kessel und verzierte Feuerböcke. Bei der Trachtausstattung entwickelten sich Schwanenkopf- und Ringkopfnadeln hin zu frühen Latènefibeltypen und schließlich verschiedenen Lokalvarianten von Mittel- und Spätlatènefibelformen. Gegen Ende der Eisenzeit begann eine britische Münzprägung.
Römische Kaiserzeit und Frühmittelalter auf den Britischen Inseln
Die „römisch beeinflussten“ Zonen erlebten eine Eroberungsphase zwischen ca. 43 bis 100 n. Chr., eine militärische Konsolidierungsphase im 2. Jh., eine Zeit weitgehender Stabilität im 3. Jh., einen Kollaps in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. und frühen 5. Jhs. und eine „nachrömische“ Phase vom 5. Jh. bis 8. Jh. Das anschließende Frühmittelalter endete mit der normannischen Machtübernahme in der Mitte des 11. Jhs. Im nördlichen Schottland und Irland reichte die Eisenzeit bis in das späte 2. Jh., bevor im Laufe des 3. Jhs. während der Übergangsphase zum Frühmittelalter Veränderungen einsetzten. In Irland nahmen Siedlungsdichte und landwirtschaftliche Produktion drastisch zu.
In der römischen Provinz herrschte eine stark römisch geprägte Materialkultur mit lokalen britischen Einflüssen vor. Im nördlichen Schottland und in Irland setzten sich eisenzeitliche Traditionen fort, römische Formen wurden gelegentlich übernommen und adaptiert.
Ab dem Frühmittelalter fällt es aufgrund eines „gemeinbritannischen“ Musters sowie einer relativ konstanten Entwicklung von materieller Kultur und gesellschaftlicher und politischer Organisation immer schwerer, eine „keltische Materialkultur“ von anderen (angelsächsischen) Materialkulturen zu unterschieden. Das Fundmaterial, das sich bis zum Hochmittelalter zunehmend an allgemeineuropäische Vorbilder anpasst, besteht aus Importwaren vom Kontinent, Waffen, alltäglichen Gebrauchsgegenständen, sakraler Kunst, Steinkunst (Inschriftensteine, Steinkreuze und Bildsteine), Manuskripten (oft mit kunstvoller Buchmalerei verziert) sowie selten Schwertern.
Die Eisenzeit auf dem Kontinent
Während der Hallstattkultur nahm der Kontakt mit mediterranen Nachbarkulturen zu. Das soziale Gefüge veränderte sich zu einer stark hierarchisch gegliederten Gesellschaft. Soziale Umbrüche während der Latènezeit führten zur Ausbildung eines Einheitsbewusstseins weiter Gebiete des keltischen Raumes. Durch verstärkten Kontakt mit benachbarten Verbänden wurde das innere Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert.
Das Zentrum eines Verbandes waren Befestigungsanlagen in Form von Befestigungsringen auf Insel- und Plateaubergen, Abschnittsbefestigungen in Spornlagen und Gipfelburgen mit Ringwällen. Konstruiert wurden diese Anlagen aus Trockenmauern, Holz-Erde-Befestigungen mit Palisadenwänden und Erdrampen, Holzkastenwerken oder speziellen Techniken. Das Befestigungswerk hinter einem Spitzgraben bestand aus einer Verblendung, einer im Inneren daran angeschütteten Erdrampe und einer verbindenden Holzkonstruktion. Bei den Toren war das Zangentor die typische Form. Im westlichen Latènekreis herrschte die die Bautechnik des Murus Gallicus (mit horizontalem Balkenwerk, einer Erdrampe und einer vorgelagerten Blendmauer) vor, im östlichen Latènekreis war die Pfostenschlitzmauer (mit hölzernen Pfosten in den Schlitzen der bruchsteinernen Blendmauern wie z. B. in Alkimoennis) verbreitet.
Die in der Regel bis 30/40 ha großen Befestigungen lagen während der jüngeren Hallstattzeit und frühen Latènezeit meist in natürlich geschützten Höhenlagen. Die jüngere Hallstattzeit und flächige Besiedlung der frühen Latènezeit war durch eine bäuerliche Lebensweise geprägt, deren Grundstruktur Gehöfte darstellten. Sie bestanden aus dem (häufig zweischiffigen) Wohngebäude, Wirtschaftsbauten und Speicherhäusern (die in Pfostenbauweise aus senkrechten eingegrabenen Holzpfosten und Wänden aus mit Lehm verputztem Flechtwerk errichtet und mit Schilf, Ried oder Stroh gedeckt waren). Im näheren Umfeld der Siedlung erstreckten sich Ackerflächen und oder Weideland.
Vor allem im Bayern gab es hallstatt- und frühlatènezeitliche „Herrenhöfe“ mit einer Einhegung aus Gräben oder Palisaden.
„Viereckschanzen“ in Form von Erdwerken mit einem mehr oder weniger quadratischen, rechteckigen oder rautenförmigen Grundriss gingen wahrscheinlich aus umhegten Gehöften hervor. Die Schanzen bestanden aus einem Wall mit einem vorgelagerten Spitzgraben und überhöhten Ecken und fungierten als Siedlungsmittelpunkte.
Nach den frühlatènezeitlichen Mittelpunktsiedlungen entwickelten sich in der mittleren Latènezeit geregeltere Siedlungsstrukturen mit geschützten Zentralsiedlungen entlang von Handelswegen. Ab dem 2. Jh. v. Chr. war vor allem die Oppidakultur (der Begriff als eine stadtartige und mit einer Mauer bewehrte Befestigung wurde durch Gaius Julius Caesar geprägt) von Bedeutung. Die befestigten Siedlungen meist auf Anhöhen im zentral- und westalpinen Raum dienten als Adelssitze sowie Zentren für Handwerk und Handel bis in den Mittelmeerraum und von Kult und Politik. Die Konzentration von Handwerk und Handel in den Oppida ermöglichte eine fortschreitende Spezialisierung und hatte die wachsende Abhängigkeit der Siedlung vom Umland als Nahrungsmittel- und Rohstofflieferant zur Folge. An der Wende von der Früh- zur Mittellatènezeit entstand an einem Donauhafen z. B. das Oppidum von Manching. Die Siedlung war in ein an in den vier Himmelsrichtungen liegenden Toren orientiertes gitterartiges Straßensystem gegliedert. Weitere Oppida lagen auf dem Magdalenensberg und in Alesia. Im Randbereich eines Oppidums entdeckte man die kultische Anlage Gournay-sur-Aronde, deren Gräben mit Menschen- und Tierknochen, Metallobjekten und Keramik verfüllt waren.
In der jüngeren Latènezeit wurden oft über 100 ha große, sich über mehrere Hügel erstreckende Flächen befestigt, z. B. Heidengraben, Zavist und Bibracte. Daneben gab es Befestigungen auf Inseln, in Flussschlingen, an Küsten und in Ebenen. Im Flachland entstanden häufig unbefestigte Großsiedlungen.
Viele Bauformen bestanden zwischen der frühen und der späten Latènezeit nahezu unverändert weiter. Durch dieZusammenlegung mehrerer Gehöfte entwickelten sich Großsiedlungen, sodass in Gallien und nördlich der Alpen städtische Strukturen aufkamen. Beispiele hierfür sind z. B. das durch einen Murus Gallicus befestigte Bibracte mit Prozessionsstraßen, zentralen Gebäuden und Wohn-, Arbeits- und Speichervierteln oder das mit Speichergebäuden verbaute Altenburg.
Nachdem in der Frühlatènezeit Drehmühlen und eiserne Schafscheren eingesetzt wurden, kam es in der mittleren Latènezeit zu deutlichen wirtschaftlichenVeränderungen mit Fortschritten in der Landwirtschaft durch eisenbeschlagene Pflugscharen und Sechse sowie Neuerungen in der Viehwirtschaft (Sensen). Die Viehzucht entwickelte sich wenig. In der Spätlatènezeit wurde Eisenerz abgebaut und bessere Schmiedetechnologien entstanden. Das Resultat war eine Umgestaltung der landwirtschaftlichen Erzeugung mit einer starken Steigerung der Produktivität, dem Auf- und Ausbau der Infrastrukturen und der Ausweitung von außenwirtschaftlichen Beziehungen.
Bedeutendes Fundmaterial der Zeit stellen der Hortfund von Förker Laas Riegel (Kärnten) mit 14 Eisenhelmen mit Scheitelknauf, Nackenschutz und Wangenschutz sowie neun Eisenschwertern, das Helmdepot von Negau (Slowenien) mit 26 Bronzehelmen aus verschiedenen Jahrhunderten (die im 4. Jh./3. Jh. v. Chr. im innerkrainischen Raum gefertigt wurden) und spätkeltische gallo-römische Votivgaben (z. B. Holzfiguren und ein Boot mit Entenzier) von der Seinequelle dar. Ab der Spätlatènezeit setzte ein Niedergang des auf den Höhensiedlungen basierenden Wirtschaftssystems ein, bedingt unter anderem durch das Einfallen germanischer Stämme und den Verlust der kulturellen Eigenständigkeit mit der römischen Eroberung des Voralpenlandes ab 15 v. Chr. Die Kontinuität der meisten Siedlungen brach ab.
Am Dürrnberg bei Hallein (Salzburg) wurde von der späten Hallstattzeit bis etwa 2. Jh. v. Chr. (La Tène C) ein Salzbergwerk betrieben, das gemeinsam mit dem Salzbergbau in Hallstatt den Motor der Wirtschaft im Alpenraum bildete. Auf den drei umliegenden Gräberfeldern (Eislfeld, Moserfeld und Hexenwandfeld) mit einem Belegungsschwerpunkt in der Späthallstattzeit und in La Tène A sowie Nachbestattungen von der Mitte des 6. Jhs. bis in das 3. Jh. v. Chr. wurden größtenteils Körperbestattungen durchgeführt. In einem Wagengrab eines Mannes fand man einen zweirädrigen Streitwagen, Schwert, Helm, Lanzen, Pfeilspitzen, eine Bronzeblechsitule, Feldflasche, bronzebeschlagene Holzkanne und eine Nachbestattung mit einem Goldblechschiffchen. Streufunde und Funde in den Siedlungen im Ramsautal, am Ramsaukopf und Lettenbühel wie Bronzefibeln, Eisenwerkzeuge, Bruchstücke von Glasarmreifen, Schleifsteine und Schmelztiegel geben Hinweise auf Gewerbe. Zudem haben sich im Feuchtboden Bauhölzern erhalten, die für das Ramsautal langrechteckige Häuser in Form von Schwellenbauten belegen.
Die Eisenzeit auf den Britischen Inseln
Seit der Spätbronzezeit grenzten die verschiedenen Gruppen der Bevölkerung – nun verstärkt soziale, miteinander konkurrierende Eliten – zunehmend ihren Besitz voneinander ab und es bildeten sich differenziertere Nutzungsrechte am Land heraus.
Die Eisenzeit (7. Jh. v. Chr. bis spätes 2. Jh. n. Chr.) war geprägt durch die Herausbildung größerer lokaler Gruppen und eine zunehmende Abhängigkeit größerer Bevölkerungsgruppen von einer kleinen Elite. Diese pflegte oftmals Kontakte mit dem Kontinent und importierte Waren zu repräsentativen Zwecken. Durch soziale und politische Verknüpfungen entwickelten sich konkurrierende „Adelsdynastien“, die um die Vorherrschaft in der sozialen Hierarchie kämpften.
Am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit ab etwa 700 v. Chr. entwickelten sich Wallanlagen in Form der meist mit einer Palisade befestigten Hill forts/Höhensiedlungen. Die Siedlungen wurden zu mit mehreren Wällen umgebenen Anlagen (z. B. Danebury, Old Oswestry und Maiden Castle) ausgebaut und befestigte Hofanlagen (z. B. Thwing und Mucking) mit einem zentralen Rundhaus und kleinen Nebenbauten (z. B. Broxmouth und Collfryn) kamen auf. In Schottland entstanden Brochs in Form von mehrstöckigen doppelwandigen und fensterlosen Wohntürmen aus Trockensteinmauer. Bauern oder Handwerker lebten in verschiedenen offenen Siedlungen (z. B. Fengate und Glastonbury Lake Village)
Während der römischen Kaiserzeit gab es in den römisch dominierten Gebieten eine typische Provinzverwaltung. Daneben existierten mehr oder minder unabhängige Klientelkönigtümer. Im nördlichen Schottland fand die späteisenzeitliche, aus kleinteiligen lokalen Gruppen bestehende politische Landschaft im Verlauf des 3. Jhs. zu einer größeren politischen Einigkeit zusammen.
Im Südosten Englands erstreckte sich eine durchgehend romanisierte Zone mit römischer Stadt- und Villenkultur und Latein als Hauptverkehrssprache. Innerhalb und unmittelbar außerhalb der der Grenzen der römischen Provinz lag eine romano-britische Zone mit einer unterschiedlich starken Vermischung römischer und britischer Einflüsse. Der Norden Schottlands und Irland waren nicht völlig frei vom römischen Einfluss, aber hier ging die Eisenzeit fast ununterbrochen weiter.
Im Frühmittelalter bildete sich eine frühfeudale Gesellschaft mit einer strukturierten Rangordnung und Konkurrenz zwischen den einzelnen soziopolitischen Gruppen und deren Anführern heraus.
Die frühmittelalterlichen Siedlungen unterschieden sich je nach Landschaft, Klima oder Bodenbeschaffenheit und bestanden aus verschiedenen Baumaterialien. Am Beginn des Frühmittelalters wurden wieder stark befestigte Flachlandsiedlungen angelegt, alte Hügelfestungen in Form kleiner Burgen innerhalb eisenzeitlicher Wallanlagen erneuert und neue, verhältnismäßig kleine Befestigungen errichtet.
Die sub-romano-britischen Gebiete in Wales und Cornwall behielten die spätrömische Siedlungsstruktur weitgehend bei.
In Schottland bestanden die Siedlungen aus Hofstätten und Ansiedlungen mit Rundhäusern und rechteckigen Langhäusern um befestigte Anwesen wie die auch im Frühmittelalter weiter bewohnten eisenzeitlichen Brochs und ursprünglich jungsteinzeitliche, weiter genutzte Crannogs. Im Osten kamen vermehrt befestigte Höhensiedlungen neben offenen Haufendörfern vor, im Flachland lagen die Ringforts irischer Siedler.
In Irland kehrte man zu eisenzeitlichen Traditionen zurück, mit den von Erdwällen oder Trockensteinmauern umschlossenen Ringforts und auf natürlichen oder künstlich angelegten Inseln als in der Regel hölzerne Pfahlbauten gekrönt von einem Rundhaus errichteten Crannogs.
Die städtischen Zentren der römischen Zeit waren nicht mehr vorhanden, auch mangelte es an Handelsplätzen und Transportrouten, weshalb die Landwirtschaft dominierend war. Die Bauern versorgten sich überwiegend selbst um kleine, meist von einer Familie bewohnte und in losem Kontakt mit den Nachbarn stehende Höfe herum mit Nahrungsmittelanbau und Viehhaltung. Die Basis der Landwirtschaft bildete bis in das 18. Jh. ein System mit jährlich bebauten Feldern in Siedlungsnähe und weiter außerhalb liegenden, einige Jahre brach gelassenen Äckern.
Im Hoch- und Spätmittelalter entstanden von lokalen Entwicklungen geprägte aber bereits an allgemeine europäische Trends angelehnte Burganlagen. Die gewöhnliche Wohnarchitektur wurde von runden auf rechteckige Gebäude umgestellt.
Bei den kontinentalkeltischen Stämmen besonders des Westhallstattkreises wurden die Toten häufig in (großen) Grabhügeln bestattet. Diese beinhalteten meist ein Zentralgrab und verschiedene Nachbestattungen sowie Körper- und Brandbestattungen.
Die hallstattzeitlichen Fürstengräber (z. B. Hochdorf) setzten sich von den Gräberfeldern der breiten Grundschicht ab. In der Latènezeit rückten die Prunkgräber (z. B. Glauberg) in die Nekropolen. Flachgräber sind ebenfalls nachweisbar. Zudem gab es Bestattungen im Siedlungskontext in eigens angelegten Grabgruben sowie Deponierungen von Skeletten und Knochen in Siedlungsgruben und in die Siedlungen umgebenden Gräben.
In der frühen Latènezeit ging man allmählich zu Beisetzungen in hügellosen Flachgräbern über. Es begann eine Vereinheitlichung der regional unterschiedlichen Grabbräuche, sodass das Beigabenensemble in der Mittellatènezeit fast normiert war (die Minimalausstattung beim Mann war eine Eisenfibel, teilweise kamen noch Waffen hinzu; in Frauengräbern legte man Ringschmuck und Fibeln (zur Verschließung peplos-artiger Gewänder) bei).
Auf den britischen Inseln gab es im östlichen Yorkshire und im Raum um Edinburgh relativ regelhafte Hügelgräbernekropolen. Im Südosten Englands wurden die Begräbnispraktiken stark an die des gallo-belgischen Raumes angeglichten.
In römischer Zeit übernahm man römische Praktiken – mit unterschiedlichen Graden von Synkretismen. Ab dem späten 4. Jh./5. Jh. wurden in weniger romanisierten Gebieten einfache Steinkisten-Reihengräberfriedhöfe angelegt. Außerhalb der römisch dominierten Zone setzten sich die Praktiken aus der Eisenzeit fort.
Durch Grabbeigaben – z. B. (Streit)Wagen (selten), Pferdegeschirre, Speisen, Trachtbestandteile, Werkzeuge, Waffen, Schmuck – sind eingeschränkt (da Beigaben durch Bestattungsriten vorgeschrieben sein können und nicht zum tatsächlichen Besitz des Verstorbenen gehören müssen) Rückschlüsse auf die soziale, gesellschaftliche und religiöse Stellung des Bestatteten möglich. Die Beigaben nahmen ab dem Frühmittelalter mit der Durchsetzung des christlichen Bestattungsbrauchtums ab.