Helenental, 2500 Baden bei Wien
Im 12.Jh. am Nordhang des Helenentales auf einem mit Föhren bewachsenen Felshang über dem linken Ufer des Schwechatbaches erbaute Höhenburg des Ministerialengeschlechtes der sich nach 1200 als Ritter von Tursen („Riesen“) bezeichnenden Herren von Rauhenegg.
Geschichte
Rauhenstein wurde im Laufe seiner Geschichte angeblich oft von Raubrittern bewohnt sowie mehrfach zerstört und wieder aufgebaut.
Die erste urkundliche Erwähnung der Burg gibt es für das Jahr 1186 und 1203 wird ein Otto Turse von Rauhenstein genannt.
Nach dem Aussterben der Familie Tursen am Ende des 13.Jhs. erbte (nach der Familie Pillichsdorfer) Hans von Puchheim im späten 14.Jh. die Burg. Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen dem Adel und dem Landesfürsten lehnte sich Wilhelm II. von Puchheim 1466 gegen Kaiser Friedrich III. (Herzog Friedrich V. von Österreich) auf, woraufhin dieser die Burg einnahm und von nun an als landesfürstlichen Besitz durch einen Pfleger verwalten ließ.
Während der ersten Wiener Türkenbelagerung wurde die Burg 1529 durch die Osmanen zerstört. Im 15.Jh./16.Jh. fungierte Rauhenstein als Zentrum eines Landesgerichtsbezirkes und wurde im späten 16.Jh. durch Kaiser Rudolf II. verkauft. Einer der nächsten Eigentümer, Hans Paul Bayer, vereinigte Rauhenstein mit seiner Herrschaft Weikersdorf. Unter den Freiherren von Bayer erfolgte in der ersten Hälfte des 17.Jhs. eine Renovierung der Burg.
Im Verlauf der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 wurde Rauhenstein abermals beschädigt und verfiel nach der Abdeckung des Daches durch den aktuellen Besitzer (von Quarient) zunehmend. In der Mitte des 18.Jhs. kam die Burg schließlich in die Hände des heutigen Besitzers, der Familie Doblhoff-Dier, und wurde im 19.Jh. als Terpentinfabrik genutzt.
Besichtigung
Bereits von unten bietet sich ein guter Blick auf die imposante und hoch gelegene Ruine, die man nach einem kurzen Aufstieg durch den Wald erreicht. Die Besichtigung des heute ruhigen und romantischen Burggeländes von Rauhenstein mit einem guten Ausblick unter anderem auf die benachbarte Burgruine von Rauheneck ist sehr lohnenswert, zumal sind der einstige Aufbau und die Raumeinteilung der aus drei Höfen bestehenden Höhenburg noch leicht zu erkennen sind.
Der Rundgang über das Burggelände beginnt auf dem Areal der früher durch einen tiefen Graben und einen dreigeschossigen Turm geschützten Nordwestseite. Von hier aus führt eine die Bergseite deckende Mauer zum westlichen Eckturm der Vorburg.
Durch ein zwischen der östlichen Umfassungsmauer und dem Bergfried liegendes zweites Tor gelangt man in einen zweiten (dreieckigen) Hof, die Vorburg der ältesten Burganlage. Hier befindet sich der aus dem 12.Jh. stammende quadratische Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm), der im romanischen Stil aus Quadermauerwerk an der höchsten Stelle des Burgfelsens errichtet wurde und bestiegen werden kann.
Durch ein rundbogiges Tor kann man nun in das Zentrum der alten Anlage, den inneren Burghof, weiter gehen. Hier lassen zahlreiche Mauerreste noch ein Stück weit das mittelalterliche und frühneuzeitliche Aussehen der Burg erahnen. An der Südostseite des Burghofes stehen die Reste des ebenfalls aus grobem Quader erbauten dreigeschossigen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) mit Bauelementen aus dem 12.Jh. (z.B. zwei Doppeltüren an der Hofseite), 14.Jh. (z.B. ein rechteckiges gotisches Fenster, eine an der Nordseite des (damals noch existierenden) dritten Obergeschosses in einen Seitentrakt führende Spitzbogentür) und 16.Jh./Anfang 17.Jh. (Entkernung und neue Geschosseinteilung). Den Zugang zum Erdgeschoss bildete ein rechteckiges Tor mit Quaderwänden und einem Sturzbalken aus Stein. Im ersten Stock befand sich, wie in den meisten mittelalterlichen Palas´, ein an beiden Seiten von kleineren Nebenräumen flankierter repräsentativer Saal unter Kreuzgratgewölbe und mit einer Fensterfront (drei große rechteckige Fenster) an der westlichen Außenmauer. Weitere Gebäude im Burghof waren Flügelbauten des Palas an der östlichen und westlichen Schmalseite, eine Zisterne und ein Stiegenhaus in der nordwestlichen Ecke sowie eine noch gut identifizierbare Burgkapelle aus dem 13.Jh. (Kreuzrippengewölbe noch ein wenig zu erkennen) am östlichen Ende des Burgfelsens. Unter der Kapelle erstreckte sich ein Außenwerk (eine Art Bastei), das heute zum Picknicken einlädt und einen schönen Aussichtspunkt darstellt.
Die überaus sehenswerte Burg Rauhenstein ist eine sehr interessante Burganlage, die noch nicht allzu sehr verfallen ist und so bei einem Gang durch die einzelnen Bereiche und Gebäude das Vorstellen des einstigen Aussehens erleichtert.
Die ehemalige Ministerialen- und Raubritterburg strahlt auch heute noch die ganz besondere historische Atmosphäre längst vergangener Jahrhunderte aus und man wünscht sich bei ihrer Besichtigung immer wieder, dass Zeitreisen möglich wären, um die große Wehranlage noch einmal in ihrer hoch- und spätmittelalterlichen Pracht erleben zu können.
Die Besichtigung ist ganzjährig und jederzeit möglich.