3820 Raabs an der Thaya
Erstmals am Ende des 13.Jhs. genannte große Wehranlage auf einem in dichtem Tannenwald gelegenen steil abfallenden, von der Thaya umflossenen Felssporn an der Grenze zu Böhmen.
Geschichte
Ein Vorgängerbau der Höhenburg wurde durch das Geschlecht der Cholmunzer errichtet. Um 1300 erbauten die Herren von Wallsee als Inhaber des landesfürstlichen Lehens Kollmitz den Bergfried. Der zu dieser Zeit mehrfach genannte Hermann der Cholnzer war wohl ein mit der Burghut betrauter Gefolgsmann der Wallseer.
Ab der Mitte des 14.Jhs. wechselten die Besitzer der Burg, bis die Herrschaft 1398 durch die Freiherren von Hofkirchen erworben wurde. In der Mitte des 15.Jhs. war die Burg Ort eines Bündnisses zwischen Hans Freiherr von Hofkirchen mit den Herren von Vöttau und Pernstein gegen den böhmischen König Georg von Podiebrad (im Zuge der Streitigkeiten um die Wahl des postum geborenen Sohnes Kaiser/Herzog Albrechts II./V. zum ungarischen König). Die Burg wurde modernisiert und durch die Anlegung der Vorburg mit dem oberen Geschützturm ausgebaut. Nach dem Verlust ihrer Güter durch die Hofkirchener (1620 nach der Rebellion der protestantischen Hofkirchener gegen den katholischen Kaiser) besetzten kaiserliche Truppen die Burg Kollmitz.
Im 17.Jh. diente die Burg unter anderem als Sommerresidenz des Klosters Pernegg. Am Anfang des 18.Jhs. befand sich Kollmitz im Besitz Franz Antons von Quarient und Raal, der die Herrschaftsverwaltung nach Raabs verlegen ließ. Nach weiteren Eigentümerwechseln wurde die Ruine 1994 Eigentum der Stadtgemeinde Raabs.
Besichtigung
Der Rundgang über die von bruchsteinernen Mauern mit zwei runden Ecktürmen umgebene Anlage beginnt an dem halbkreisförmigen Torturm, dem ein einst von einer Zugbrücke überspannter Halsgraben vorgelagert ist.
Das von Quadern eingefasste spitzbogige Tor durchschreitend gelangt man in die im Norden gelegene, von einer heute stark zerstörten Wehrmauer umschlossene ausgedehnte Vorburg. Deren westliche Wehrmauer wird von einem Halbrundturm verstärkt, an der Nordwestseite befinden sich ein großes Gebäude (ein ehemaliger Getreidespeicher) und ein im 17.Jh. als Verließ und Arbeitsstätte des Landgerichtes genutzter Rundturm (Batterieturm). An der Südseite steht ein langes schmales Gebäude, in dem früher Remisen, Stallungen und die Torwärterstube untergebracht waren.
Im Südosten auf dem höchsten Punkt des Felsgrates erstreckt sich die eng verbaute Hochburg mit Mauerzügen aus der Mitte und vom Ende des 13.Jhs.. Der aus dem 14.Jh. stammende runde Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) mit vorgelagerter Mantelmauer und das angeschlossene Gebäude des lang gestreckten Saalbaus des Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) aus dem 13.Jh. bilden den ursprünglichen Kern der Burganlage.
Durch einen im frühen 15.Jh. entstandenen zweiten rund-bogigen Torbau (mit einem zugbrückenbewehrten Fahrtor und Mannloch) im westlichen Mauerring erreicht man die steil abfallende Ostseite des Burgareals mit beringumgebenen Gebäuden aus dem 14.Jh. im Süden, der Kapelle an der Spitze des Bergsporns, Resten von Ziegelbauten aus dem frühen 18.Jh. in der Südostecke und den Einrichtungen für die Wasserversorgung an der südwestlichen Ecke der Hauptburg.
Die Besichtigung der im Tannenwald hoch über der Thaya und dem kleinen Dorf Kollmitzgraben thronenden und bei bewölktem Wetter etwas geheimnisvoll wirkenden großen Burgruine ist sehr interessant. Anhand der noch stehenden Mauern der Gebäude lässt sich das frühere Aussehen der Burg Kollmitz mit ihrer ausgedehnten Vorburg und der dicht bebauten Hauptburg sehr gut vorstellen. Dennoch wünscht man sich während des Herumkletterns zwischen den einzelnen Gebäuderesten und der Besteigung von Bergfried und Batterieturm auch, die verfallene Burg im unzerstörten Zustand sehen zu können.
Die Ruine der einst für das Herrschaftsverhältnis der österreichischen Landesfürsten zu Böhmen und Ungarn bedeutsamen Burg Kollmitz besitzt eine ganz besondere Atmosphäre längst vergangener Zeiten und ist daher ein überaus lohnendes Ausflugsziel für jeden Burgenliebhaber.
Die Besichtigung ist zu den Öffnungszeiten möglich.
Es muss je nach Uhrzeit ein geringes Eintrittsgeld gezahlt werden.