Festung Marienberg 240, 97082 Würzburg
Auf einer Bergzunge oberhalb des Mains inmitten von Weinstöcken gelegene, ab 1200 errichtete und ab ca. 1600 zu Renaissance- und Barockschloss mit Bastionen erweiterte Höhenburg als erster Sitz der Würzburger Fürstbischöfe von 1253 bis 1719.
Geschichte
Die Festung Marienberg entstand ab 1201 unter Bischof Konrad I. von Querfurt an der Stelle einer hallstattzeitlichen keltischen Befestigung und der ersten Bischofskirche Würzburgs von 706 in einem fränkisch-thüringischen Herzogskastell.
1525 wurde die als Rückzugsort der Anhänger Fürstbischofs Konrad II. von Thüngen dienende und vom Dompropst Markgraf Friedrich von Brandenburg befehligte Festung im deutschen Bauernkrieg erfolglos durch aufständische Bauern belagert.
Nach einem Brand um 1600 ließ Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn die Hauptburg zu einem Schloss im Stil der Renaissance umbauen. Die Eroberung durch protestantisch-schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg 1631 führte unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn und seinen Nachfolgern zu einer Erweiterung des Schlosses zu einer Barockfestung mit einem umschließenden Kranz von Bastionen und dem neu angelegten Fürstengarten.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Festung als „SA-Hilfswerklager“ genutzt, das für die Umschulung von arbeitslosen SA-Leuten vorgesehen war. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg schwer beschädigt, der anschließende Wiederaufbau dauerte bis 1990. Heute befindet sich auf der Festung das Mainfränkische Museum.
Besichtigung
Man beginnt den Aufstieg zur Festung von der alten Mainbrücke aus über die Tellsteige und durch das Neutor, hinter dem sich eine weitläufige Vorburg mit dem Bauernkriegsdenkmal und dem viergeschossigen Batterieturm Maschikuliturm von 1728 erstreckt. Bereits von hier aus bietet sich ein überaus lohnenswerter Blick auf die alte Mainbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren und die türmereiche Silhouette der Würzburger Altstadt mit dem ab 1316 immer wieder erweiterten Rathaus Grafeneckart, der im spätgotischen Stil gehaltenen bürgerschaftlichen Marienkapelle und dem ab ca. 1040 entstandenen romanischen Dom St. Kilian mit seiner doppeltürmigen Westfassade.
Das Schönborntor ermöglicht den Zugang zum Greiffenclau-Hof mit dem Kommandantenbau. Im den Hof säumenden barocken Zeughaus und in der renaissancezeitlichen Echterbastei wurde 1947 das Mainfränkische Museum zur Kunst- und Kulturgeschichte des mittleren Maingebietes, des ehemaligen Fürstbistums Würzburg und des Herzogtum Frankens von der Vorgeschichte bis zum 19.Jh. eingerichtet.
Der Rundgang durch das Museum beginnt im Bereich der Plastik und Malerei mit einer Sammlung fränkischer Kunstwerke des 17.Jhs. und 18.Jhs., an die sich Werke des spätgotischen Bildschnitzers und Bildhauers Tilman Riemenschneider anschließen. Diese größte Riemenschneider-Sammlung präsentiert unter anderem steinerne Architekturplastik wie z.B. die originalen Adam- und Eva-Skulpturen für das Portal der Würzburger Marienkapelle, hölzerne Altarfiguren, kleinplastische Arbeiten und profane Werke wie den von Riemenschneider gefertigten Ratstisch.
Auf die höfische Kunst des Barock und Rokoko aus dem 18.Jh. (z.B. Gemälde von Giovanni Battista Tiepolo) folgen Kunsthandwerk (Möbel, Fayencen, Uhren, Gold- und Silberarbeiten sowie die Würzburger Lügensteine), der Gartensaal mit den Figuren aus dem Rokoko-Garten in Veitshöchheim, renaissancezeitliche (z.B. der „Waizenbacher Teppich“) und gotische Kunst sowie fränkische Skulptur und Malerei des 14.Jhs. bis 16.Jhs./18.Jhs.. Die volkskundliche Abteilung zeigt fränkische Trachten und ländliche Einrichtungsgegenstände, die archäologische Sammlung stellt Funde der Vor- und Frühgeschichte Mainfrankens (z.B. eine Kette mit durchbohrten Menschenzähnen, urnenfelderzeitliche Hortfunde oder die bronzene Miniatur des spätbronzezeitlichen Kesselwagens aus Acholshausen) aus. Den Abschluss des Rundganges bildet die große Kelterhalle mit Zeugnissen fränkischer Weinkultur wie sieben Eichenholzkeltern aus der zweiten Hälfte des 17.Jhs. und Fahnen von Würzburger Zünften aus der Zeit des Biedermeier.
Den äußeren Hof mit Wirtschaftsgebäuden und einer Pferdeschwemme sowie dem Museumsshop passierend gelangt man nun durch das 1482 erbaute Scherenbergtor in die von der mittelalterlichen Ringmauer mit dem Randersackerer Turm(Sonnenturm) im Südosten, dem Marienturm im Nordosten und dem Kiliansturm im Nordwesten umschlossene Hauptburg und den ausgedehnten inneren Burghof.
In dessen Zentrum ragt der imposante runde Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt, Wach- und Wehrturm) empor. Um 1200 aus Bruchsteinen erbaut und um 1600 mit einem Treppenturm versehen, beherrscht der seit dem 19.Jh. kegelförmig gedeckte Turm den Burghof und zeugt mit dem kesselgewölbten Verlies (mit dem sogenannten „Angstloch“ im Scheitel) unter dem Einstiegsgeschoss von vergangener fürstbischöflicher Macht.
Im hinteren, westlichen Bereich des inneren Burghofes stehen die auf das 8.Jh. zurückgehende Marienkirche mit einem merowingerzeitlichen Rundbau als Kern und das achteckige Brunnenhaus aus der Renaissance.
Im Fürstenbau, der sich an der Stelle des mittelalterlichen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) erhebt, lässt sich die stadtgeschichtliche Abteilung des Mainfränkischen Museums besichtigen. Der erste Stock beherbergt die ehemaligen fürstbischflichen Wohn- und Repräsentationsräume wie z.B. den Fürstensaal mit einzigartigen frühgotischen Wandarkaturen und die Schatz- und Paramentenkammer.
Im zweiten Stock vermittelt die festungs- und stadtgeschichtliche Sammlung des Mainfränkischen Museums z.B. anhand des Kiliansbanners aus dem 13.Jh., eines aus Holz geschnitzten Stadtmodells des spätmittelalterlichen Würzburgs um 1525 und eines Modells der bombardierten Stadt 1945 die Geschichte des einstigen Fürstbistums und heutigen unterfränkischen Oberzentrums.
Auf der früheren Geschützplattform wurde im 16.Jh. stadtseitig der Fürstengarten angelegt, der sich heute im Stil des frühen 18.Jhs. mit Terrassen mit Gartenpavillons, Kaskadenbrunnen an den beiden Schmalseiten und einem achtgeteilten Parterre präsentiert.
Umgeben von mächtigen Bastionen und beschaulichen Weinbergen hoch über dem Main und der Würzburger Altstadt thronend, stellt die Festung Marienberg ein beeindruckendes Zeugnis bischöflicher Herrschaft und Machtdemonstration gegenüber der bürgerlichen Stadt und den benachbarten Territorien im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit dar. Das Mainfränkische Museum lädt dazu ein, die Geschichte des Fürstbistums vom Mittelalter bis zur Barockzeit nachzuvollziehen und seine Kultur zu erkunden. Wehrhafte Architektur sowie sakrale und höfische Kunst von der Romanik bis zum Historismus gehen auf dem Festungsgelände eine sehenswerte Verbindung ein und machen die Besichtigung zu einem lohnenden Erlebnis.
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungenzeiten möglich.
Für die Innenräume und Museen muss Eintritt gezahlt werden.
www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/wu_fest.htm