Burggasse, 93195 Wolfsegg
Um 1278 auf einem Felskegel errichtete gotische Höhenburg als Sitz von im Dienst der bayerischen Landesherren stehenden Ministerialengeschlechtern und die einzige in spätmittelalterlicher Baugestalt erhaltene Burg in der Oberpfalz.
Geschichte
Burg Wolfsegg wurde durch Bruno Wolf von Schönleiten erbaut und in der Mitte des 16.Jhs. zum ersten Mal genannt. 1367 verkaufte man die Burg an die Herren Ulrich und Hadamar IV. von Laber. Nach dem Aussterben der Herren von Laber erlebte die Burg ab 1475 häufige Besitzerwechsel. Sie gehörte unter anderem dem Herzogtum Pfalz-Neuburg, der herzoglichen Ratsfamilie von Eck (1533) und der Regensburger Patrizierfamilie Thumer.
Im 14.Jh., im ersten Drittel des 15.Jhs., im 16.Jh., im ersten Drittel des 17.Jhs. und im 19.Jh. erfolgten Erweiterungen und Umbauten der Anlage. Besonders hilfreich für die Erforschung der Burg war ein Inventar, welches im späten 16.Jh. im Zuge eines Erbstreites erstellt wurde und die sich auf der Burg befindlichen Gegenstände aufführte.
Nach der Nutzung als Schule und Lehrerwohnung kam die zunehmend verfallende Burg am Ende des 19.Jhs. von den Herren von Oberndorf in den Besitz der Gemeinde Wolfsegg. 1933 kaufte Georg Rauchenberger den Palas und Burghof. Bis 1989 wurden Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt.
Besichtigung
Der Rundgang durch die bruch- und backsteinernen Gebäude der kleinen Randhausburg beginnt hinter der der ovalen Bergform angepassten, begehbaren Ringmauer, die an der Nordseite mit einem halbrunden Mauerturm bewehrt ist und Zugang zum Burghof bietet.
Das in der ersten Hälfte des 14.Jhs. eingewölbte Erdgeschoss des Palas beherbergt den ehemaligen Pferdestall. Anhand von Originalfunden wird hier die Baugeschichte und Sanierung der Burg dargestellt, ergänzt durch einen Überblick über die Oberpfälzer Burgenlandschaft.
Die beiden oberen Geschosse des Palas erschließt der im 16.Jh. aus roten Backsteinziegeln errichtete, sattelgedeckte Treppenturm. Der dreistöckige und seit 1721 von einem Krüppelwalmdach überspannte Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) wurde ab ca. 1278 an der Westseite des Burghofes auf rechteckigem Grundriss erbaut. Das in ihm eingerichtete Museum thematisiert das Alltagsleben auf der Burg im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit sowie die Geschichte des Baiernweines und den regionalen Minnesang.
Im ersten Stock befindet sich hinter einem spätgotischen hölzernen Türstock die im 16.Jh. eingewölbte Stube mit teilweise innen mit Holzbohlen verkleideten Wänden, einem Fußboden aus quadratischen Ziegelplatten und der Rekonstruktion einer spätmittelalterlichen Küche. Daneben geben ein rekonstruierter Esstisch und zahlreiche Küchenutensilien Einblicke in den einstigen Alltag. Leider tragen zwei neben dem Tisch aufgestellte Kinderpuppen Kleidung aus historisch nicht korrekten Materialien, was das museale Erlebnis etwas stört.
Der zweite Stock des Palas wird von dem aus dem frühen 15.Jh. stammenden Rittersaal eingenommen, der mit Waffen und Rüstungsgegenständen aus dem 14.Jh. bis 18.Jh. ausgestattet und mit Rankenmalereien aus der Zeit um 1400 verziert ist. In der Kammer nebenan kam im 15.Jh. angeblich Klara von Helfenstein zu Tode, die seitdem als Weiße Frau in der Burg spukt. Aufgrund einer Affäre mit dem Besitzer der Hammermühle soll sie von ihrem Ehemann Ulrich von Laber ermordet worden sein. Vom zweiten Stock des Palas ist die Ringmauer zugänglich, auf der man um den kleinen Burghof herum gehen und schöne Ausblicke auf die umliegende Landschaft genießen kann.
Unterhalb des Einganges zur Burg liegt eine von Fledermäusen als Quartier benutzte und daher nicht betretbare Tropfsteinhöhle, über die das Höhlenmuseum auf der Burg informiert.
Da die Burg Wolfsegg ihr spätmittelalterliches und frühneuzeitliches Aussehen weitgehend bewahrt hat, ist sie eine der sehenswertesten Anlagen in der Oberpfalz. Gotische und renaissancezeitliche Bauelemente, verputzter Palas und backsteinerner Treppenturm fügen sich harmonisch aneinander und zeugen zusammen mit den ausgestellten Funden und Rekonstruktionen von der abwechslungsreichen Geschichte der Burg. Der Besuch von Wolfsegg ist daher für jeden Burgenliebhaber ein sehr lohnendes Erlebnis.
Die Besichtigung ist in den Sommermonaten am Wochenende zu den Öffnungszeiten möglich.
Es muss ein geringes Eintrittsgeld gezahlt werden.