91301 Forchheim
Im späten 14.Jh. errichtete Stadtburg der Bischöfe von Bamberg in der durch Fachwerkgebäude geprägten Forchheimer Altstadt und Sitz des Archäologiemuseums Oberfranken.
Geschichte
Vom 9.Jh. bis zum frühen 11.Jh. bestanden in Forchheim ein fränkischer Königshof und eine Pfalz. Pfalzen waren befestigte Plätze, die vom Herrscher, vor allem zur Abhaltung von Reichstagen, regelmäßig aufgesucht wurden (die mittelalterlichen Könige regierten nicht von einem festen Ort aus, sondern reisten im Reich herum) und mit einer adäquaten baulichen Ausstattung meist in Form von repräsentativen Wohngebäuden mit Saal versehen waren. Die Forchheimer Pfalz befand sich jedoch nicht an der Stelle der späteren bischöflichen Stadtburg. Diese entstand im Wesentlichen unter Fürstbischof Lamprecht von Brunn als eine wichtige Residenz der Bischöfe von Bamberg außerhalb der Bamberger Domimmunität. Von der ursprünglichen Burg ist als Kern noch die Große Kemenate im Osten erhalten.
Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt die Anlage nach einem Umbau in der Mitte des 16.Jhs.; zu dieser Zeit wurden auch die Verbindungsmauern zwischen den Flügeln mit Fachwerkgängen versehen. Ab 1603 fügte man einen achteckigen Treppenturm an den viergeschossigen Hauptbau an. Im 18.Jh. wurde das Hauptgebäude mit einem Krüppelwalmdach ausgestattet. 1911 erfolgte die Einrichtung eines ersten Pfalzmuseums. Nach dem Erwerb der Burg 1988 durch die Stadt Forchheim beherbergt sie heute das Archäologiemuseum Oberfranken, das Stadtmuseum und ein Trachtenmuseum.
Besichtigung
Man erreicht die annährend quadratische Anlage an der Südseite über eine den Burggraben überspannende Sandsteinbrücke aus den 1760er Jahren. Die Westseite des Innenhofes nimmt der Nebentrakt ein, in dem die 1339 an die Stadtmauer angefügte „Kemenate“ des Schultheißen noch teilweise erhalten ist.
Die westlichen Hofgebäude sind durch Fachwerkgänge mit dem Hauptbau im Osten verbunden. Seine tonnengewölbten Keller und Säle im Erdgeschoss dienen heute für Sonderausstellungen des Pfalzmuseums. Im ersten und zweiten Stock sind unter flachen Balkendecken noch beeindruckende gotische Seccomalereien böhmischer Künstler aus dem 14.Jh. und 16.Jh. zu sehen, so unter anderem Wappen, eine Darstellung König Davids, „Der gekrönte Kranichmensch“, „Triton mit der Teufelsgeige“ und Architekturmalerei. 2008 wurde hier das Archäologiemuseum Oberfranken als Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlungen München eingerichtet. Es präsentiert anschaulich und ergänzt durch interaktive Bereiche und Modelle Funde aus Oberfranken rund um Main und Regnitz von der Steinzeit bis zur frühen Neuzeit. Zu besichtigen sind z.B. Objekte aus den ehemaligen Höhensiedlungen auf den Zeugenbergen Ehrenbürg, der bis um 30 v. Chr. durch eine keltische Materialkultur und dann bis in das 5.Jh. durch germanische Stämme besiedelt war, und Staffelberg. Der im Jura entstandene Berg in der Fränkischen Alb wurde von der Jungsteinzeit bis in die Römische Kaiserzeit bewohnt. Während der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit bestand auf dem Plateau das keltische Oppidum Menosgada. Weitere Themen sind unter anderem der Bau des Bamberger Domes, Königspfalzen und die Entstehung von Burgen.
Der dritte Stock beherbergt das Stadtmuseum Forchheim, das sich in einer gelungenen Kombination aus originalen Objekten und Rekonstruktionen den Bereichen Kirche und Stadt, Forchheim im Bauernkrieg 1525, Handwerk in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt, Industrialisierung, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, Kino der Nachkriegszeit und Einkaufen in den 50er und 60 Jahren widmet. Sogar ein „Tante-Emma-Laden“ wurde nachgebaut. Für Kinder gibt es eine nette kleine Spielecke mit Holzburg und Puppenstuben.
Nordwestlich der Burg befinden sich Reste einer Bastion aus dem 16.Jh. und der mittelalterliche Saltorturm der im 19.Jh. und frühen 20.Jh. abgebrochenen Stadtbefestigung aus dem 14.Jh. Im Südwesten steht zudem die in der heutigen Form zwischen dem 14.Jh. und 18.Jh. erbaute Marienkapelle mit einem Kern aus dem 12.Jh.
Die Forchheimer Burg stellt einen guten Ausgangspunkt für eine Besichtigung der in einer Tallandschaft eingerahmt zwischen Steigerwald und Fränkischer Schweiz an Regnitz, Main-Donau-Kanal und der Wiesent liegenden Forchheimer Altstadt dar, deren Erscheinungsbild Fachwerkgebäude im gotischen, renaissancezeitlichen und barocken Stil bestimmen.
Eine erste Nennung des späteren Forchheim gibt es für das Jahr 805 als ein fränkisch-karolingischer (Handels)Stützpunkt des Reiches Karls des Großen an der Grenze zum Siedlungsgebiet der Slawen. Nach der Aufteilung des fränkischen Reiches 843 wurde Forchheim aufgrund seiner Lage zwischen Regensburg und Frankfurt zu einer wichtigen Station für die ostfränkischen Könige. Eine Pfalz entstand, in der zahlreiche Hof- und Reichstage abgehalten wurden. So wählte man nach dem Tod des letzten Karolingers hier 911 Herzog Konrad von Franken zum König des Ostfränkischen Reiches. Unter den nachfolgenden Herrschern aus dem Adelsgeschlecht der Salier sank die Bedeutung der Forchheimer Pfalz. Heinrich II. schenkte das Königsgut 1007 an das neugegründete Bistum Bamberg. 1077 jedoch rückte die Pfalz noch einmal in den Mittelpunkt der Reichsgeschichte, als Herzog Rudolf von Rheinfelden dort zum Gegenkönig Heinrichs IV., des Bußgängers nach Canossa, gewählt wurde. Im ersten Viertel des 13.Jhs. erfolgte die Erhebung Forchheims zur Stadt. Nach der Säkularisation 1803 kam es an das Kurfürstentum Bayern und erlebte eine industrielle Blüte. Bis 1972 kreisfrei, gehört die Stadt heute zum Landkreis Forchheim.
Den Mittelpunkt der Forchheimer Altstadt bildet das architektonische Ensemble des vom 14.Jh. bis 16.Jh. als spätgotisches Fachwerkgebäude erbauten Rathauses mit Schnitzereien von 1523 und dem angrenzenden Magistratsbau im Renaissancestil von 1535 und der aus einer Kapelle des karolingischen Königshofes hervorgegangenen Kirche St. Martin aus dem 12.Jh. bis 16.Jh., einer hochgotischen Basilika. Rund herum laden zahlreiche pittoreske Fachwerkhäuschen, schmale Gassen und malerische Plätze zum Erkunden und Verweilen ein.
Vielen Dank an Kevin Gudd für die Möglichkeit zur Besichtigung dieses sehenswerten Städtchens.
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.
Für das Museum muss Eintritt gezahlt werden.