Burgstraße, 37647 Polle
Um 1200 auf einem Bergsporn am Weserbogen erbaute Stammburg der Eversteiner Grafen.
Geschichte
Die Höhenburg Polle wurde 1285 als Sitz der Grafen von Everstein, Verwandten des Adelsgeschlechtes der Staufer, erstmals erwähnt.
In einer Erbfolgefehde wurde die Burg 1407 durch die Truppen Herzog Heinrichs I. von Braunschweig-Lüneburg eingenommen und der letzte Graf von Everstein, Hermann VII., verbannt. Damit überging die Anlage an das Adelsgeschlecht der Welfen.
Nach einer Eroberung durch kaiserlich-katholische Truppen unter Feldherr Tilly wurde Burg Polle im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstört und ist seitdem eine Ruine. In der Mitte des 17.Jhs. errichtete man in der Unterburg ein Amtshaus.
Besichtigung
Den Rundgang über das Burggelände beginnt man im Bereich der Unterburg, einer ersten Vorburg, und geht dann von dort aus über eine Stiege in eine zweite Vorburg, die noch von Teilen der Ringmauern umgeben ist, hinauf.
Über das Areal der oberen Vorburg ist durch das ehemalige innere Burgtor die höher gelegene Hauptburg zu erreichen. Die Kernburg wird vor allem durch runden Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm, hier aber eher nur militärische Nutzung) beherrscht. Der Turm kann bestiegen werden und von oben bietet sich ein einzigartiger Blick auf die Weserschleife und den an einem Waldhang gelegenen Ort Polle.
Durch archäologische Grabungen (deren Grabungsschnitte zum Teil noch sichtbar sind, zum Teil aber auch wieder verfüllt wurden) in den letzten Jahren konnten einige Erkenntnisse über den früheren Aufbau der Hauptburg gewonnen werden.
An der Westmauer (links vom Bergfried) lag im Mittelalter der Küchenbereich, zudem gibt es Hinweise für eine Feuerstelle, welche die darüber liegenden Wohnbereiche beheizte. Entlang der Mauer wurden Reste von Keramiken aus dem 13.Jh. bis 15.Jh. entdeckt, am südlichen Ende befand sich wahrscheinlich ein Aufgang zum Innenhof. Bei der Ostmauer (rechts vom Bergfried) existierte wohl eine Toranlage und an der dem Bergfried gegenüber stehenden Südmauer sind die Grundmauern des Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) erhalten.
In der Mitte der Kernburg ist ein recht tiefer, mit Farnen und anderen Schattenpflanzen bewachsener Brunnen eingelassen.
Nach einem Gang durch die Hauptburg empfiehlt es sich, wieder in die Vorburg hinunter zu gehen und einmal um die Anlage herum zu wandern. Von hier aus bekommt man stellenweise sehr gute Blicke auf die Ringmauern und den Bergfried.
Auch wenn die Burg Polle nur als Ruine erhalten ist, ist sie eine überaus sehenswerte Burg. Der frühere Aufbau der ehemals großen Anlage lässt sich anhand von Teilen der äußeren Ringmauern, der tiefer gelegenen unteren und oberen Vorburg sowie der höher liegenden Hauptburg mit dem Bergfried und Resten der Fundamente des Palas noch recht gut erahnen. Bei dem lohnenden Besuch der Burg Polle kann man sich nicht nur eine idyllische Ruine anschauen, sondern erhält auch lehrreiche Einblicke in archäologische Grabungen und kommt in den Genuss einer wunderschönen Aussicht auf das Weserbergland.
Die Besichtigung ist in den Sommermonaten täglich möglich.
Es muss ein geringes Eintrittsgeld gezahlt werden.