Am Hausberg, 2344 Maria Enzersdorf
In der ersten Hälfte des 12.Jhs. unter Hugo von Petronell „von Liechtenstein“ am Ausläufer des Kalenderberg-Nordhanges als Wehranlage auf dem Felsrücken errichtete, hochmittelalterliche Romanik und spätneuzeitlichen Historismus vereinigende Gipfelburg und Stammsitz der Fürsten von Liechtenstein.
Geschichte
Die heute inmitten des Naturparks Föhrenberge und einiger Wiesen gelegene imposante Anlage bestand im 12.Jh. nur aus einem steinernen Wohn- und Wehrturm sowie einer Kapelle.
Nachdem die Familie von Liechtenstein die Burg in der zweiten Hälfte des 13.Jhs. verloren hatte, übergab Herzog/König Albrecht I. sie an einen neuen Besitzer. Bis in die frühe Neuzeit hinein wechselte Burg Liechtenstein von nun an häufig den Eigentümer und ihren baulichen Zustand. Während des Ausbaus zu ihrer heutigen Länge gehörte die Burg den Herren von Wallensee. Nach weiteren Besitzern wurde die Herrschaft an die mächtigen Grafen von Cilli verpfändet (1384). Diese starben 1456 aus und der Söldnerführer Jan Holuberzi besetzte im Auftrag des Landesfürsten Herzog Albrecht VI. 1456 die Burg und übernahm deren Pflegschaft. Am Ende des 15.Jhs. wurde die Burg durch Truppen des nach Wien ziehenden ungarischen Königs Matthias Corvinus beschädigt und danach von König Maximilian I. zunächst verkauft, wenig später aber als Lehen an den Innsbrucker Zeugmeister Bartholomäus Freisleben übergeben. Im Zuge der ersten Wiener Türkenbelagerung (1529) kam es zu Zerstörungen durch die Osmanen. Der auf Georg Freisleben folgende Lehnsherr (Andreas Pögl von Reifenstein) vereinigte die Burg Liechtenstein mit der Herrschaft Mödling. 1613 wurde die bisherige Pfandschaft als Eigentum an das Adelsgeschlecht der Khevenhüller (ursprünglich aus Kärnten) übergeben und weiter ausgebaut.
Während der zweiten Wiener Türkenbelagerung (1683) erlitt die Burg starke Beschädigungen und verfiel bis zu ihrer Zugänglichmachung durch Freiherr von Penkler (1779) und dem Erwerb durch Fürst Johann I. von Liechtenstein. Dieser ließ zudem das neue Schloss gegenüber der Burg errichten. Unter Fürst Johann II. von Liechtenstein erhielt die Burg ihr heutiges Aussehen im Stil des Historismus (Nachahmung vergangener Architekturepochen im 19.Jh.), was vor allem bei der Ausstattung der Innenräume erkennbar ist.
Nach erneuten schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg (1945) wurde Burg Liechtenstein restauriert und erstrahlt nun wieder in voller Pracht. Sie diente übrigens schon mehrfach als Drehort für Historienfilme, unter anderem für eine Verfilmung von „Die drei Musketiere“ (aus den 1990er Jahren) und für „Die Säulen der Erde“.
Besichtigung
Die Burg ist in Privatbesitz, kann aber im Rahmen einer Führung besucht werden.
Während der Außenbesichtigung fallen bei einem Rundgang um die Anlage zunächst die Reste der äußeren Ringmauern mit einem zerstörten halbrunden Turm auf, die noch aus dem 16.Jh. stammen. Am Fuß des Burgfelsens erstreckt sich eine im 15.Jh. erbaute Befestigungsanlage mit einem Torhof und einem unteren Burghof. In der Unterburg ist romanisches Mauerwerk erhalten, auch die sich neben dem hochgelegenen Burgtor befindliche Kapelle des heiligen Pankratius und der rechteckige Wohnturmbau sind aus der Mitte des 12.Jhs.. An diesen alten Baukern schließt sich entlang des Felsrückens ein Erweiterungsbau aus der ersten Hälfte des 13.Jhs. an, der ganz im Westen in einem mächtigen neuen Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm; hier Heinrichturm genannt) endet. Zwischen der zur Sicherung der östlichen Toranlage mit einem kleinen Turm überbauten Kapelle und dem Heinrichturm steht der Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) mit einem schmalen Hof mit einem (im 19.Jh. verbauten) Wehrgang an der Nordseite. Bis zum ersten Geschoss ist romanisches Quaderwerk zu sehen, auffällig sind zudem der Rundaltan und die doppelten Rundbogenfester aus dem 19.Jh..
Da die Burg Liechtenstein im Laufe ihrer Geschichte mehrfach zerstört und verändert wurde, vermittelt sie heute nur den Eindruck einer mittelalterlichen Burg. Sie ist vor allem als ein Kunstwerk des Historismus anzusehen, dem es erfolgreich gelungen ist, die noch erhaltene romanische Bausubstanz in den Wiederaufbau zu integrieren. Mit ihren wehrhaften Mauern, Türmen und feinen Aufsätzen ist Liechtenstein – wenn auch nicht vollkommen mittelalterlich – daher eine wirklich sehenswerte Burganlage, die man sich, wenn man in der Nähe ist, unbedingt anschauen sollte.
Die Besichtigung ist von März bis Dezember zu den Öffnungszeiten möglich.
Es muss Eintritt gezahlt werden.